Employer Value Proposition - Einzigartigkeit als Wettbewerbsvorteil
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Employer Value Proposition - Einzigartigkeit als Wettbewerbsvorteil

15. Juni 2023
Marie Brämer

Fachkräftemangel und sich wandelnde Arbeitsmärkte haben die Employer Value Proposition (EVP) zu einem zentralen Instrument in der Employer-Branding-Strategie werden lassen. Damit Unternehmen im Wettbewerb um Top-Talente bestehen, müssen diese deutlich machen, was Sie als Arbeitgeber einzigartig und attraktiv macht. Eine klare EVP kann dabei helfen, das eigene Image zu stärken und eine starke Arbeitgebermarke aufzubauen.

Bildnachweis: Eigene Darstellung der PERWISS-Redaktion Bildnachweis: Eigene Darstellung der PERWISS-Redaktion

Dieser Beitrag hebt die Bedeutung der Employer Value Proposition im Wettbewerb um die besten Fachkräfte hervor und gibt einen Überblick über die Entwicklung einer EVP. Ebenso erhalten Lesende Tipps, um Fehler zu vermeiden. Abschließend werden Unternehmen mit erfolgreichen EVPs als Inspiration vorgestellt, um Ihnen bei der Erstellung einer eigenen EVP Unterstützung zu bieten.

 

Das Wichtigste zur EVP in Kürze:

  • Eine Employer Value Proposition ist das Werteversprechen eines Arbeitgebers an seine aktuellen und zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

  • Sie bringt das Alleinstellungsmerkmal zum Ausdruck, was Sie als Arbeitgeber einzigartig macht und wie Sie sich von anderen Arbeitgebern unterscheiden.

  • Die EVP dient als Grundlage für eine starke Arbeitgebermarke und unterstützt bei der Mitarbeiterbindung und -gewinnung.

So gehen Sie vor:
  • Bei der Erstellung der Employer Value Proposition sollten die Bedürfnisse und Erwartungen der aktuellen und zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Fokus stehen.

  • Eine umfassende Analyse der Unternehmenskultur, der Mitarbeiterstruktur sowie der Zielgruppe ist notwendig, um die EVP gezielt zu gestalten.

  • Es empfiehlt sich, die EVP mit der Unternehmensstrategie und -philosophie abzustimmen, um eine klare und konsistente Botschaft zu vermitteln.

Was ist eine Employer Value Proposition?

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Employer Value Proposition (EVP) ist ein Begriff, der in den letzten Jahren vermehrt an Bedeutung gewonnen hat. Er beschreibt das Werteversprechen eines Arbeitgebers gegenüber seinen Beschäftigten und potenziellen zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die EVP umfasst alle Vorteile, die ein Unternehmen als Arbeitgeber bietet. Sie soll dazu beitragen, Talente auf dem Arbeitsmarkt anzusprechen und langfristig an das Unternehmen zu binden. Dabei handelt es sich nicht nur um materielle Benefits wie Gehalt oder Boni, sondern auch immaterielle Werte wie Unternehmenskultur, Arbeitsklima, Work-Life-Balance und Weiterbildungsmöglichkeiten für das Personal.

Eine gute Employer Value Proposition beantwortet folgende Fragen:

  • Was bietet Ihr Unternehmen, was andere nicht bieten?

  • Welches Alleinstellungsmerkmal macht Ihr Unternehmen aus?

  • Wie unterscheidet sich Ihr Unternehmen von der Konkurrenz?

  • Welche attraktive Vorteile können Sie möglichen Kandidatinnen und Kandidaten bieten?

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Welche Ziele verfolgt die Employer Value Proposition?

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Anziehungskraft auf Talente erhöhen

Die EVP soll dazu beitragen, die Aufmerksamkeit potenzieller Bewerberinnen und Bewerber auf das Unternehmen zu lenken. Dadurch sollen diese von einer Bewerbung überzeugt werden. Eine klare und attraktive Employer Value Proposition kann dazu beitragen, dass das Unternehmen die richtigen Talente anspricht und für sich gewinnen kann.

Mitarbeiterbindung fördern

Eine überzeugende Employer Value Proposition kann dazu beitragen, dass bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich stärker mit dem Arbeitgeber identifizieren. Dies führt im Optimalfall zu einer langfristigen Bindung an das Unternehmen. Spiegelt die EVP die Unternehmenswerte und -kultur wider, kann dies zu einem höheren Engagement und einer niedrigen Fluktuation führen.

Differenzierung von anderen Arbeitgebern

Die EVP soll das Unternehmen von anderen Firmen abgrenzen und ihre Einzigartigkeit als Arbeitgeber hervorheben. Indem Stärken und Vorteile betont werden, kann sich das Unternehmen von anderen Wettbewerbern abeheben. Dadurch können potenzielle Bewerberinnen und Bewerber sowie bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugt werden, dass genau das Unternehmen der beste Arbeitgeber für sie ist.

Kommunikation der Unternehmenswerte und -kultur

Die Employer Value Proposition soll die Werte und Kultur des Unternehmens widerspiegeln und diese nach innen und außen kommunizieren. Eine klare und authentische EVP kann dazu beitragen, dass sich die Beschäftigten sich mit dem Unternehmen identifizieren. Gleichzeitig kann sie auch dabei hilfreich sein, potenzielle Bewerbende aufmerksam zu machen.

Richtungsweisend für Unternehmensentwicklung

Eine Employer Value Proposition kann dazu beitragen, die Entwicklung des Unternehmens zu lenken, indem Anforderungen und Bedürfnisse der Mitarbeitenden und Bewerbenden zu berücksichtigen. Eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung der EVP ermöglicht, die Erwartungen der Zielgruppen zu erfüllen und langfristigen Erfolg.

Wie entwickeln Sie die perfekte Employer Value Proposition für Ihr Unternehmen in 8 Schritten?

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1. Analyse und Bestandsaufnahme

Die Entwicklung einer Employer Value Proposition benötigt zuerst die Überprüfung des aktuellen Zustandes des Unternehmens. Nur wenn der IST-Zustand genauestens analysiert ist, kann die Definition der Ziele erfolgen und die EVP beschrieben werden. Dafür ist es bedeutsam, Alleinstellungsmerkmale sowie Schwächen und Stärken Ihres Unternehmens herauszuarbeiten. Zudem muss sich die Frage gestellt werden, welche Werte- und Nutzenversprechen vertreten und vermittelt werden sollen.

2. Interne und externe Recherche

Interne Recherche

Machen Sie sich ein Gesamtbild!

Für die Formulierung Ihrer EVP müssen sie die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Denkweisen sowie Meinungen näher kennenlernen. Regelmäßige interne Umfragen können Ihnen Informationen über Erfahrungen sowie kreative Verbesserungsvorschläge bringen.

Folgende Fragen können dabei aufgegriffen werden:

  • Was gefällt Ihnen an der Arbeit im Unternehmen am besten und warum?

  • Inwiefern fühlen Sie sich im Unternehmen gut aufgehoben und verstanden?

  • Können Sie sich mit unserem Unternehmen identifizieren? Wenn ja, mit welchen Aspekten besonders?

  • Was macht es für Sie besonders attraktiv, bei uns tätig zu sein?

  • Was unterscheidet uns von anderen Arbeitgebern?

  • Wenn Sie etwas im Unternehmen verändern könnten, was wäre es?

Je weniger sich das Personal verstanden fühlt, je mehr die Werte und Vorstellungen von denen des Arbeitgebers abweichen, desto mehr ist die Produktivität und langfristige Bindung ans Unternehmen gefährdet. Versuchen Sie daher, auf die Wünsche und Vorstellungen Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzugehen.

Externe Recherche

Durch die Positionierung des Unternehmens nach innen entsteht auch ein Unternehmensimage nach außen. Diese Handlungen und Aussageen vermitteln Kundinnen und Kunden, Geschäftspartnerinnen und -partner sowie Bewerberinnen und Bewerbern einen Eindruck von der Unternehmenskultur und den Werten. Für die Formulierung der EVP ist es daher wichtig, eine Bestandsaufnahme des Unternehmensimages nach außen zu machen.

  • Wofür stehen Sie als Arbeitgeber?

  • Welches Bild haben Klientinnen und Klienten, Geschäftspartnerinnen und -partner sowie Bewerbende von Ihrer Firma?

  • Worin unterscheidet Ihre Firma sich von anderen Arbeitgebern? (Legen Sie hier z. B. einen Fokus auf Ihre Branche oder auf andere Arbeitgeber in der Region.)

  • Welche Kritik gegenüber Ihrer Firma gibt es? Wenn ja, welche? (Nutzen Sie dafür eine Analyse von Social Media und Arbeitgeberbewertungsportalen!)

3. Definition der Zielgruppe

Fragen Sie sich, wofür Sie als Unternehmen stehen möchten und welche Zielgruppe Sie ansprechen möchten. Definieren Sie diese und beachten Sie, dass jede Zielgruppe unterschiedliche Erwartungen und Wunschvorstellungen an den Arbeitgeber hat. Diese gilt es herauszuarbeiten, um die Employer Value Proposition zu formulieren. Sammeln Sie daher Informationen über die gewünschte Zielgruppe, damit Argumente und Besonderheiten des Unternehmens zielgruppenspezifisch formuliert werden können.

  • Was sind die wichtigsten Zielgruppen, die wir ansprechen wollen? (z. B. weibliche Ingenieurinnen, z. B. Studienabbrechende für eine Ausbildung)

  • Welche ganz konkreten Bedürfnisse haben diese Zielgruppen?

4. Analyse der Konkurrenz

Auch die Analyse der Konkurrenz sollte nicht unterschätzt werden. Versuchen Sie sich von Ihren Wettbewerbern abzuheben und fragen sie sich, was andere Firmen möglicherweise besser oder anders machen und welche Kerneigenschaften sie zu Erfolgen führt. Sofern es Ihnen gelingt, sich von der Konkurrenz abzuheben, können Sie sich am stärksten auf dem Markt positionieren.

  • Was können wir besser als andere Arbeitgeber?

  • Welche Attraktivitätsfaktoren bieten unsere Wettbewerber, die wir nicht haben?

  • Worin sind wir einzigartig?

5. Formulierung der Employer Value Proposition

Bildnachweis: Eigene Darstellung der PERWISS-RedaktionBildnachweis: Eigene Darstellung der PERWISS-Redaktion

Je individueller Ihre EVP formuliert ist, desto glaubwürdiger und stärker ist sie. Daher bedarf die Formulierung eine intensive Auseinandersetzung mit den Unternehmenswerten. Aussagen, die auf jeden Arbeitgeber zutreffen könnten, sollten Sie unbedingt vermeiden. Stellen Sie Ihre Individualität heraus und achten Sie darauf, dass die EVP realistisch, authentisch und glaubwürdig ist.

Berücksichtigen Sie bei der Formulierung der Employer Value Proposition folgende Regeln:

Die EVP muss ...

  • wahr sein und verdeutlichen, wofür das Unternehmen steht und was es bietet.

  • glaubwürdig sein, um sicherzustellen, dass Ihre Employer Brand vertrauenswürdig ist.

  • attraktiv sein, um den heutigen Top-Talenten gerecht zu werden.

  • unverwechselbar sein, um Ihre Employer Branding von den Wettbewerbern abzuheben.

  • ambitioniert sein, damit Kandidatinnen und Kandidaten erkennen, dass Ihr Unternehmen die Motivation hat, um nach Wachstum, Werten und Sinn zu streben.

6. Kommunikationskanäle nutzen

Die Ausformulierung der Employer Value Proposition allein reicht nicht. Es ist enorm wichtig, diese nach außen zu tragen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dafür können Sie verschiedene Kommunikationskanäle nutzen:

  • Jobmessen: Nutzen Sie Jobmessen, um Ihre Arbeitgebermarke nach außen von Angesicht zu Angesicht zu präsentieren.

  • Karriereseiten: Diese eignen sich besonders, um Ihre Employer Value Proposition zu zeigen, da sie besonders von Personen genutzt werden, die explizit auf der Suche nach Jobangeboten sind.

  • Social Media: Social Media Kanäle bieten Ihnen eine große Reichweite, um Ihre Employer Value Proposition an so viele Menschen wie möglich heranzutragen.

  • Mitarbeiterempfehlungen:Sind Ihre Arbeitnehmer mit Ihnen als Arbeitgeber zufrieden, sind sie ein perfekter Kommunikationskanal. Sofern Sie die Werte- und Nutzenversprechen einhalten, können zufriedene Arbeitnehmer nach außen als Sprachrohr fungieren und dadurch neue potenzielle Bewerberinnen und Bewerber gewinnen.

7. Authentizität der Unternehmenskultur

Die Authentizität der Unternehmenskultur ist entscheidend hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der EVP. Es bringt Ihnen nichts, eine Employer Value Proposition zu formulieren, die letztlich nicht im Inneren des Unternehmens gelebt wird. Haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Employer Value Proposition nicht verinnerlicht und stehen nicht hinter den Wertversprechen, mangelt es an Authentizität. Dies kann zur Unzufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie einer hohen Fluktuationsrate führen. Der Reputation des Unternehmens wird dadurch massiv geschadet. Achten Sie daher drauf, dass die Employer Value Proposition im Unternehmen gelebt werden muss!

8. Erfolge überprüfen

Messen Sie kontinuierlich den Erfolg der durchgeführten Maßnahmen und der Employer Value Proposition. Dafür bieten sich regelmäßige Mitarbeiterumfragen wie im 2. Schritt der inneren Recherche an. Zudem lässt sich auch die Fluktuationsrate messen, um die Wirkung der EVP festzustellen. Nutzen Sie dafür beispielsweise das Tool 'Fluktuationsradar' der PERWISS-Redaktion, um Anzeichen einer drohenden Fluktuation frühzeitig zu erkennen und diesen entgegenzuwirken.

Welche Fehler sollten bei der Entwicklung der Employer Value Proposition vermieden werden?

Fehler_EVP.jpegBildnachweis: Eigene Darstellung des PERWISS-Redaktion

  • Konkurrenz kopieren

    Es ist gut, die Konkurrenz zu analysieren. Dadurch ist klar, wie es mit der eigenen Position aussieht. Jedoch ist es wichtig, sie NICHT nachzumachen und "Blaupausen" zu erzeugen. Entwickeln Sie Ihre eigene individuellen Nutzen- und Wertversprechen, die Ihre Stärken als Firma für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber verdeutlichen. AUCH WENN DIES NICHT SO EINFACH IST!

  • Quantität statt Qualität

    Weniger ist manchmal mehr! Dies trifft auch bei der Formulierung der EVP zu. Unendlich viele Alleinstellungsmerkmale wirken unauthentisch und unglaubwürdig. Fokussieren Sie sich daher auf einschlägige Argumente, für die Sie als Arbeitgeber besonders stehen.

  • Floskeln verwenden

    Verwenden Sie bloß keine allgemeinen Floskeln, die jeder benutzt. Lesen Top Talente immer wieder die gleichen Schlagworte und Versprechen in verschiedenen Unternehmensprofilen, sind sie kaum mehr zu beeindrucken. Fragen Sie sich daher, was Sie individuell und einzigartig macht und bauen Sie eine Unique Selling Proposition ein, die sonst nirgends zu finden ist.

  • EVP nicht leben

    Die EVP wirkt nur dann authentisch, wenn sich die gesamte Belegschaft mit dem Inhalt der Botschaft identifizieren kann. Papiertiger, Hochglanzbroschüren oder -karrierewebseiten reichen nicht aus. Beschäftigte und Bewerbende müssen erleben und spüren, was als EVP proklamiert wird. Denn ansonsten sind Sie als Arbeitgeber eine "Mogelpackung". UND diese kauft man nicht wieder bzw. empfiehlt man nicht weiter.

Beispiele erfolgreicher Employer Value Propositions

Google

"Organize the world's information and make it universially accesible and useful." Google betont in seiner Employer Value Proposition die Mission, die Welt durch den Zugang zu Informationen zu verbessern und verpflichtet sich, eine positive Wirkung auf die Gesellschaft zu haben. Das Unternehmen hebt zudem seine Kultur der Kreativität und Zusammenarbeit hervor.

IKEA

"Create a better everyday life for the many people." IKEA betont in seiner Employer Value Proposition seine Mission, das Leben der Menschen durch erschwingliche, funktionale und nachhaltige Einrichtungen zu verbessern. IKEA verpflichtet sich, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Kundinnen und Kunden gleichermaßen zu unterstützen. Das Unternehmen legt großen Wert auf eine positive Arbeitskultur.

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