
Monster Ztudio - shutterstock.com
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Der Druck auf die Unternehmen zur Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit ihrer Arbeitnehmer wächst. Daher kommt dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) seit Jahren sowohl in großen Konzernen, aber auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen eine wachsende Bedeutung zu. Lesen Sie hier wieso und erfahren Sie alles, was Sie über BGM wissen sollten!
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Betriebliches Gesundheitsmanagement gilt in Unternehmen als wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der Einsatz für das Wohlbefinden der Belegschaft vermindert die durch Krankheit entstehenden Kosten erheblich. Für einen mittelständischen Betrieb werden diese Kosten auf ungefähr 250 Euro pro Tag und Mitarbeiter geschätzt. Ein enormer Faktor also, der sich innerhalb eines Jahres erheblich aufsummieren kann. Durch ein gut strukturiertes Gesundheitsmanagement lassen sich diese Kosten reduzieren, so profitieren nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch der Betrieb.
Betriebliches Gesundheitsmanagement ist:
Fehlzeitenmanagement (FZM) → Vermeidung von Fehlzeiten = präventiv
Arbeits- und Gesundheitsschutz (AS) → Vermeidung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten = präventiv
Berufliches Eingliederungsmanagement (BEM) → korrektiv = Bewältigung von längerer Arbeitsunfähigkeit und Integration von chronisch kranken Mitarbeitern in den Arbeitsprozess
Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) → Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit der Mitarbeitenden unter dem Blickwinkel von Verhaltens- und Verhältnisprävention = präventiv
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur durch die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen. Körperliche und psychische Gesundheit sind somit voneinander abhängige Variablen. Als Konsequenz daraus müssen gesundheitsförderliche Maßnahmen gleichfalls psychische als auch psychosoziale Aspekte berücksichtigen, um nachhaltig wirksam zu sein.
Grundsätzlich lassen sich zwei Ansatzpunkte für gesundheitsbezogene Maßnahmen herausarbeiten. Zum einen Maßnahmen mit Bezug auf die jeweilige Person selbst und ihr Verhalten = Verhaltensprävention: dazu zählen insbesondere der persönliche Umgang mit Stress, die eigene Ernährung und körperliche Aktivitäten.
Zum anderen Maßnahmen im Hinblick auf die Umwelt = Verhältnisprävention: hierzu gehören in der Hauptsache die Gestaltung der Arbeit sowie der Arbeitsbedingungen, aber auch die Lebensbedingungen der Beschäftigten.
Bei der Situationsanalyse zur Zusammenstellung eines Maßnahmenkataloges können zwei unterschiedliche Sichtweisen eingenommen werden. Einerseits die pathogenetische oder krankheitsorientierte Sicht. Diese untersucht, was Menschen krank macht und welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Ziel ist die Minimierung gesundheitlicher Risiken auf der Basis eines Risikofaktorenmodells. Ein Maßnahmenpaket orientiert sich in der Folge somit an der Vermeidung der identifizierten Risiken.
Die Salutogenese, also die gesundheitsorientierte Sichtweise, setzt auf die Gesunderhaltung der Beschäftigten. Untersucht werden Faktoren, die ausschlaggebend dafür sind, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen trotz erheblicher Belastung und gesundheitskritischer Einwirkungen gesund bleiben. Diese so herausgearbeiteten Ressourcen werden, durch das auf dieser Grundlage erstellte Maßnahmenbündel, unterstützt und verstärkt.
Beide Sichtweisen schließen sich nicht notwendigerweise gegenseitig aus, sondern können als sich ergänzende Konzepte eingesetzt werden, um einen ganzheitlichen Handlungsansatz zu erarbeiten.
Das Betriebliche Gesundheitsmanagement in Unternehmen strebt als Gesamtziel die Vernetzung aller gesundheitsfördernden Einzelmaßnahmen zu einer einheitlichen Struktur an. So wird die Gesundheit im Betrieb zur universellen Aufgabe. Nur ressortübergreifend kann das Führungspersonal ein funktionierendes System aufbauen und die Gesundheit richtig managen. Dafür ist auch die Einbindung der Mitarbeiter von entscheidender Bedeutung.
Die Ziele des BGM gehen über die bloße Gesundheitsvorsorge hinaus, ganzheitliche und nachhaltige Voraussetzungen für eine dauerhafte Gesundheit am Arbeitsplatz werden angestrebt. Gesundheitsförderung und Prävention müssen in einem gut funktionierenden BGM daher Hand in Hand gehen. Die Betriebliche Gesundheitsvorsorge wird mit ihren Maßnahmen eng auf den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz abgestimmt. Nur so kann eine allumfassende Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz erreicht werden. Bei der Umsetzung von betrieblichem Gesundheitsmanagements sollte eine Synthese von wirtschaftlichen sowie sozialen Zielen hergestellt werden. Typische Oberziele sind: Betriebliches Gesundheitsmanagement bietet Vorteile für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die nachhaltig wirken. Das beginnt schon bei der Einstellung. Wer gute Fachkräfte für sein Unternehmen gewinnen möchte, sollte attraktive Anreize bieten. Ein ausgereiftes betriebliches Gesundheitsmanagement gibt Ihnen unter Umständen den Vorsprung zu anderen Unternehmen und kann dafür sorgen, dass sie nicht nur hochqualifizierte Mitarbeiter gewinnen, sondern auch binden. Durch den demografischen Wandel werden Belegschaften in den kommenden Jahren einen stetig wachsenden Altersdurchschnitt aufzeigen. Das macht es besonders wichtig, dass Ihre Mitarbeiter gesund sind und es auch bleiben. Außerdem sind bestimmte gesundheitliche Maßnahmen im Zuge verschiedener Gesundheitsreformen vom Gesetzgeber vorgegeben. Mitarbeiter, die häufiger und länger krank sind, sollen vom Arbeitgeber bei der Gesunderhaltung unterstützt werden. Das ist geregelt im Sozialgesetzbuch IX, § 84 Abs. 2 und fällt unter betriebliches Eingliederungsmanagement. Die Digitalisierung bringt neue Arbeitsmodelle und Möglichkeiten mit sich, aber auch neue Belastungen. Dessen sollten sich Betriebe bewusst sein und dementsprechende Maßnahmen zur Gesunderhaltung anbieten. Nicht nur technologische Neuerungen müssen Arbeitgeber beachten, sondern auch den Wertewandel der Gesellschaft. Die Generationen Y und Z haben andere Ansprüche an Ihre Beschäftigung, als die Generationen vor ihnen. Aber auch die Beanspruchung von Arbeitnehmern steigt in vielen Gebieten. Folgen sind Überbeanspruchung, Burnout und fehlende emotionale Bindung an den Arbeitsplatz. Laut DAK Gesundheitsreport 2018 nahmen im Zeitraum 1997 bis 2017 die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen um 226% zu. Damit stehen diese Erkrankungen mit einem Anteil von 16,7% an den Fehltagen an zweiter Stelle hinter den Muskel-Skelett Erkrankungen. Ein Lenkungs- bzw. Steuerkreis bildet das oberste Gremium des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. In diesem sollten folgende Funktionen vertreten sein: TIPP: Nutzen Sie zur Auswahl einer geeigneten Beratungseinrichtung unsere Liste spezialisierter Einrichtungen. Eine weitere beteiligungsorientierte Struktur bilden Gesundheitszirkel oder Arbeitskreise Gesundheit. Diese können die Analyse der IST-Situation unterstützen, Lösungen in einzelnen BGM-Handlungsfeldern entwickeln und die Umsetzung unterstützen. Wir haben für die Realisierung von Gesundheitsmaßnahmen sechs Handlungsfelder definiert. Je nach BGM-Status sowie der definierten Ziele Ihres Unternehmens sind Maßnahmen in diesen Handlungsfeldern sinnvoll. Unternehmenspolitik: Betriebliches Gesundheitsmanagement ist als Querschnittsaufgabe in der Unternehmensstrategie zu verankern und wird bei neuen Projekten oder Veränderungsprozessen des Unternehmens berücksichtigt. Es gibt verbindliche Strukturen und Prozesse zum betrieblichen Gesundheitsmanagement. Führung: Die Führungskräfte sind zum betrieblichen Gesundheitsmanagement geschult und über Angebote informiert. Sie sind sich ihrer Verantwortung als Führungskraft zu diesem Thema bewusst und nehmen diesbezüglich ihre Aufgabe war. Angebote des betrieblichen Gesundheitsmanagements werden von ihnen aktiv unterstützt. Arbeitsgestaltung: Arbeitsplätze und Arbeitsaufgaben werden systematisch im Hinblick auf mögliche Gefährdungen und Fehlbelastungen untersucht. Nach ergonomischen Aspekten entwickelte Arbeits- und Betriebsmittel werden zur Verfügung gestellt. Es gibt Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Beteiligung: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligen sich aktiv an Gremien zum betrieblichen Gesundheitsmanagement (Gesundheitszirkel). Sie bringen eigene Vorschläge zur betrieblichen Gesundheitsförderung, zur Arbeitssicherheit sowie zum Arbeitsschutz ein und übernehmen hierfür die Multiplikatorenfunktion im Unternehmen. Betriebliche Gesundheitsförderung: Angebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung sind vorhanden. Diese sind den Führungskräften bekannt, werden aktiv beworben und von einem großen Teil der Beschäftigten genutzt. Es existiert ein betriebliches Eingliederungsmanagement mit den notwendigen Prozessen. Es wird im Bedarfsfall systematisch umgesetzt. Arbeitsschutz und Sicherheit: Es existieren die notwendigen und gesetzlich vorgeschriebenen Strukturen und Verantwortlichen. Diese sind geschult, können ihre Aufgaben aktiv wahrnehmen. Arbeitsunfälle und Verstöße gegen die Arbeitssicherheit werden auf ihre Ursachen hin untersucht, Gegenmaßnahmen werden zusammengestellt und umgesetzt. TIPP: Erfahren Sie mehr zu den einzelnen möglichen Maßnahmen in unserem kostenpflichtigen Premiumtool „Toolbox Betriebliches Gesundheitsmanagement“. Für das betriebliche Gesundheitsmanagement können eine Reihe von Kennzahlen verwendet werden. Von den Unternehmen, die Kennzahlen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement erheben, verwenden eine Vielzahl nur Spätindikatoren. Um frühzeitig gegensteuern zu können, sollten im Sinne von Balanced Scorecard auch Frühindikatoren erfasst werden. Im Folgenden haben wir Ihnen eine Auswahl von Frühindikatoren und Spätindikatoren zum betrieblichen Gesundheitsmanagement zusammengestellt. Der Bedeutungszuwachs des betrieblichen Gesundheitsmanagements kann durch die folgenden drei Sachverhalte untermauert werden: Auch wenn sich die Wissenschaft darüber einig ist, dass gesundheitsförderliche und präventive Maßnahmen einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung von Beschäftigten leisten, ist die Wirksamkeit in den häufig unklar oder nicht direkt auf die Maßnahmen rückführbar. Damit liegt der „Schwarze Peter“ der Nachweisführung sehr häufig wieder im Personalbereich, an den bzw. in den das BGM vielfach organisatorisch eingebunden ist. In diesem Zusammenhang stellen sich eine Reihe von Fragen. Welches sind die richtigen Kennzahlen? Wie viele Kennzahlen werden tatsächlich benötigt? Wie kann ich die Werte für die Kennzahlen ermitteln? Wer ist für die Ermittlung der Kennzahlen zuständig? Typische und häufig verwendete Kennzahlen im Zusammenhang mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement sind: Diese typischen Kennzahlen sind meist ausschließlich Spätindikatoren. Spätindikatoren sind Ergebniskennzahlen. Sie zeigen auf, ob die Ziele erreicht werden oder nicht. Demgegenüber sind Frühindikatoren Leistungstreiber. Sie ermöglichen im Voraus eine Einschätzung über den Kurs des BGM. Durch Sie kann frühzeitig erkannt werden, wie große die Wahrscheinlichkeit der späteren Zielerreichung ist. Frühindikatoren ermöglichen zeitige Zielkorrekturen („nach oben“ und „nach unten“). Sie helfen den Verantwortlichen und Umsetzungsträgern eine proaktive Steuerung zu realisieren. Wie wirksam ist Ihr betriebliches Gesundheitsmanagement wirklich? Ergreifen Sie die richtigen Maßnahmen und setzen Sie diese richtig um? → Finden Sie eine Antwort auf diese Fragen und nutzen Sie dazu unser kostenfreies Tool "Kennzahlenportfolio betriebliches Gesundheitsmanagement"! Gesundheitsfördernde und präventive Interventionen haben mittlerweile in vielen Unternehmen einen Platz gefunden. Jedoch ist die Wirksamkeit in den meisten Fällen unklar. Mit unserem Tool "Kennzahlenportfolio betriebliches Gesundheitsmanagement" ermöglichen Ihnen, 24 Früh- und 23 Spätindikatoren auf der einen Seite das gezielte und frühzeitige Steuern von Schritten des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Auf der anderen Seite können Sie die Effekte der Maßnahmen durch langfristiges Controlling ermitteln. Folgende Bücher liefern Ihnen Definition, praktische Anleitungen, Beispiele und Werkzeuge, die Sie bei der Gestaltung Ihres BGM unterstützen:Martin Härter beleuchtet in seinem Buch „Die Kunst gesunder Führung: Schritte zu einer leistungsfähigen Unternehmenskultur“ (2017) die Frage, wie Führungskräfte positiven Einfluss auf die Mitarbeitergesundheit nehmen können. Dabei zeigt er anhand von fünf Schritten auf, wie der kulturelle Wandel zu mehr Leistungsfähigkeit und Arbeitsfreude gelingen kann. Durch zahlreiche Beispiele aus dem Arbeitsalltag und Informationen aus dem eigenen Erfahrungsschatz, verbunden mit fundierten wissenschaftlichen Bezügen, ist dieses Werk ein Ratgeber für Geschäftsführung, Führungskräfte und Mitarbeiter/innen.
Fünf Gründe für die Einführung und Etablierung
Leitfaden zur Einführung von BGM
Welche Schritte sollten bei der Einführung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements durchlaufen werden?
Welche Strukturen sollten für das Betriebliche Gesundheitsmanagement etabliert werden?
Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um die eingangs definierten Ziele zu erreichen?
Bedeutung für Unternehmen und Arbeitnehmende
Betreibt ein Betrieb erfolgreiche betriebliche Gesundheitsmaßnahmen, stellen sich sowohl für das Unternehmen als auch für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer positive Effekte ein.
Vorteile für Unternehmen
Vorteile für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
Controlling im Betrieblichen Gesundheitsmanagement
Welche Kennzahlen eignen sich für die Planung, Steuerung und das Controlling von BGM im Unternehmen?
Die besten Bücher zum Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement:
Foto: Dirk Mahler
Oliver Lilie ist Arbeitswissenschaftler und geprüfter HR-Manager. Seit 1998 leitet er die MA&T Organisationsentwicklung GmbH als geschäftsführender Gesellschafter. Er begleitet und berät Unternehmen bei der Strategieentwicklung und der Gestaltung von Arbeitsprozessen. Führung, Personalmanagement und Change zählen zu seinen Trainingsthemen. Als einer der Hauptredakteure auf Perwiss befasst er sich insbesondere mit Arbeit 4.0, Führung und New Work.