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Recruiting: Definition, Instrumente und Herausforderungen

21. September 2022
Sarah Rögner
Sarah Rögner
Perwiss-Expertin für Arbeits- und Organisationspsychologie

Die Gewinnung von qualifiziertem Personal steht aktuell mehr denn je im Fokus der Ziele des strategischen Personalmanagements.

Bedingt durch die demografische Entwicklung sowie die positive wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre ist der Fachkräftemangel und Personalbedarf für Unternehmen immer deutlicher anhand der wenigen Bewerbungen zu spüren. Ebenso steigen fortwährend die Vakanzen.

Zu den Aufgaben des Recruiters zählt nicht nur die Gewährleistung kurzfristiger Personalbedarfe, sondern auch die langfristige Personalbedarfsdeckung durch den/die Personaler. Jede unbesetzte Stelle kostet dem Unternehmen Geld.

Aufbauend auf der Unternehmensstrategie, der Wettbewerbsentwicklung und der Entwicklung des Arbeitsmarktes gilt es, Talente effizient und effektiv zu gewinnen.

Die Rekrutierung von passendem Personal ist dafür der entscheidende Erfolgsfaktor.

Recruitin 1Bildnachweis:Eigene Darstellung der Perwiss-Redaktion

Das Wichtigste in Kürze:
  • Der Recruiting Prozess kann in das interne Recruiting (Bewerber aus dem Unternehmen) und in das externe Recruiting (Bewerber von außen) eingeteilt werden.

  • Die einzusetzenden Instrumente im Recruiting Prozess müssen nach der Art des Recruitings vom Unternehmen differenziert ausgewählt werden, um zum Erfolg zu führen.

  • Der Recruiting Prozess kann aktiv und passiv umgesetzt werden.

  • Recruitern stehen vielfältige Kanäle und Instrumente zur Personalbeschaffung zur Verfügung.

Was bedeutet Recruiting?

Eine kurze Definition:

Personalrekrutierung befasst sich mit der Gewinnung von Beschäftigten, ausgehend von dem Bewerbermarkt in der gewünschten Anzahl, zur gewünschten Zeit, am gewünschten Ort und mit den erforderlichen Qualifikationen. Die Form der Mitarbeitersuche ist von dem Beschaffungsweg, dem Beschaffungszeitpunkt oder den zur Verfügung stehenden potenziellen Bewerber abhängig. Recruiting erstreckt sich von der Personalsuche bis zur Bereitstellung des Personals. Sie baut auf der Personalstrategie und der Personalplanung auf. Gut umgesetzte Recruitings legen den Grundstein für eine effektive Personalarbeit.

Internes Recruiting vs. externes Recruiting

Beim internen Recruiting wird eine Stelle mit einem/er bereits im Unternehmen tätigen Mitarbeiter/in besetzt. Hier richtet sich die Stellenanzeige explizit an die Arbeitskollegeninnen und -kollegen.

Beim externen Recruiting wird eine Stelle mit Kandidaten aus dem Bewerber- und Arbeitsmarkt besetzt. Hier suchen Unternehmen Kandidaten außerhalb des eigenen Unternehmens.

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Aktives Recruiting vs. passives Recruiting

Der externe Recruiting Prozess kann in aktives Recruiting und passives Recruiting unterteilt werden.

Beim aktiven Recruiting Prozess haben die Bewerbenden die Möglichkeit, sich gezielt auf eine Stelle zu bewerben. Das aktive Recruiting bietet Unternehmen die Steuerungsmöglichkeit, um gezielt eine Stelle zu besetzen. Unternehmen können sich als potenzieller, attraktiver Arbeitgeber präsentieren, um möglichst viele Bewerbungen zu erhalten.

Beim passiven Recruiting Prozess erhalten Unternehmen blinde bzw. initiative Bewerbungen. Es werden keine expliziten Recruiting Maßnahmen für eine zu besetzende Stelle umgesetzt. Die Bewerbernden werden nicht durch konkrete Stellenausschreibungen beschränkt. Das passive Recruiting ermöglicht die Gewinnung von diversen Kandidaten zur Besetzung einer Stelle mit einem hohen Grad an Motivation.

Recruiting-Instrumente im Überblick

Die Besetzung einer offenen oder noch zu schaffenden Stelle kann mit Hilfe von internen Recruiting Instrumenten und externen Recruiting Instrumenten erfolgen.

Für beide Personalgewinnungswege stehen verschiedenste Instrumente zur Verfügung.

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Internes Recruiting

Innerbetriebliche Stellenausschreibung

Die innerbetriebliche Stellenanzeige kann den Beschäftigten über Intranet, Hauszeitschrift, Beiträge in geschlossenen Social Media-(gruppen), Flyer oder mit dem klassischen "Schwarzen Brett" zugänglich gemacht werden.

Aufgaben, Anforderungsprofil (Know-how) und Entwicklungsmöglichkeiten sollten aussagekräftig und ansprechend formuliert werden.

Mitarbeitergespräche

Ein Mitarbeitergespräch ist eine Möglichkeit für Personalverantwortliche, die Bereitschaft und die Entwicklungswünsche von Mitarbeitenden zu erfahren.

Dies kann mit dem Angebot einer neuen Stelle und den damit verbundenen Herausforderungen verknüpft werden.

Personalentwicklung

Besteht ein Entwicklungsinteresse auf Sieten des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers, können gezielte Maßnahmen zur Personalentwicklung eingeleitet werden, um eine neue Stelle zu besetzen.

Interne Versetzung

Eine weitere grundlegende Möglichkeit der internen Personalbeschaffung wird mancherorts auch als Inplacement bezeichnet.

Bei der internen Versetzung steht die fachliche Integration im Vordergrund. Soziale Integration und Werteorientierung haben eine nicht so hohe Relevanz, da die Beschäftigten in der Regel die Unternehmenskultur bereits verinnerlicht haben.

Externes Recruiting

Karrierewebseiten

In etwa 95% der Unternehmen setzen bei der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf die eigenen Recruiting Kanäle. Investieren Sie auf jeden Fall in eine eigene Karrierewebseite! Dies ist laut fast aller revelanter Studien der Recruitingkanal Nr. 1. Im Idealfall kommen Bewerbende mit einem Klick zu den offenen Stellenanzeigen Ihres Unternehmens!

Stellenbörsen/Jobbörsen

Eine Jobbörse ist ein internet-basierter Online-Stellenmarkt, in welchem der Betreiber Stellenanzeigen von Arbeitgebern zur Vermittlung bereitstellt. Recruiting Kanäle sind keine eigenständigen online Jobbörsen, da diese Angebote bzw. Gesuche bereits in einer anderen Jobbörse im Internet erschienen sind.

Jobbörsen können bilaterale Stellenmärkte (Angebote und Gesuche) oder unilaterale Stellenmärkte (entweder Angebote oder Gesuche) sein.

Personalberater

Ist eine offene Stelle besonders schwer zu besetzen und fehlt es an Zeit, bietet es sich an, auf externe Experten zurückzugreifen. Diese übernehmen den Rekrutierungsprozess und liefern den Unternehmen im Optimalfall "Fach- und Führungskräfte nach Maß". Oftmals werden Personalberater auch als Headhunter bezeichnet.

Soziale Karrierenetzwerke

Öffentliche Online-Profile in Karrierenetzwerken wie Xing oder LinkedIn und co. erfreuen sich bei Jobsuchenden immer größerer Beliebtheit.

Das oberste Ziel des Trends lautet: von einem attraktiven Unternehmen direkt angesprochen zu werden und den eigenen beruflichen Werdegang darzustellen. Dieser Prozess wird auch Active Sourcing von Seiten des Unternehmens genannt.

Karrierenetzwerke bieten Unternehmen und Recruitern die Chance, direkt nach passenden Kandidaten im Recruiting Prozess zu suchen und eine Plattform um ihre Stellenausschreibungen zu veröffentlichen.

Social-Media-Kanäle

Kandidaten sind in sozialen Netzwerken wie Facebook, YouTube oder Instagram seltener nach Jobangeboten auf der Suche, sondern wünschen sich vor allem Einblicke in das Unternehmen:

  • Wie sieht der Arbeitsalltag aus?

  • Was sagen die Mitarbeitenden über den Arbeitgeber?

  • Was zeichnet ein Unternehmen gegenüber anderen aus?

Karriere Events

Um mit Kandidaten direkt ins Gespräch zu kommen, eigenen sich Jobmessen besonders gut. Je nach Zielgruppe gibt es Veranstaltungen für Schüler, Studierende sowie Fach- und Führungskräfte. Heben Sie sich aus der Masse hervor!

Arbeitgeberbewertungsportal

Auch kununu und Portale wie Glassdoor, Indeed sowie weitere sind ein relevantes Instrument für das Recruiting. Wichtig aus Unternehmenssicht ist, dass diese Portale auch aktiv aus Arbeitgebersicht genutzt werden können.

Printmedien

Die Stellenanzeige in der regionalen Tageszeitung zählt zu einer Möglichkeit der Printmedien. Hierfür eignet sich die Wochenendausgabe am besten, da diese meist höhere Leserzahlen erreicht.

Aber auch die Plakatwerbung im Berufsverkehr oder Postkarten für zukünftige Absolventen von Hochschulen gehören zu den Printmedien.

Geeignete Recruiting-Kanäle

E-Recruiting

Der Begriff des E-Recruiting beschreibt eine der vielen Recruiting Maßnahmen und ist die Möglichkeit der Personalbeschaffung bzw. Personalgewinnung online mittels computer- und webbasierter Medien.

E-Recruiting Prozesse decken die Bereiche Stellenanzeigen, Multiposting, Active Sourcing und strukturierte Bewerberauswahl eines Unternehmens ab.

Die Vorteile aus den Technik basierten Trends ergeben sich hier für Recruiter und Unternehmen aus den reduzierten Kosten und der Reduktion der in Anspruch nehmenden Zeit eines Recruiting Prozesses für die Kandidatensuche.

Recruiting 4Bildnachweis: https://arbeits-abc.de/e-recruiting/

 

Offline-Recruiting

Offline-Recruiting ist eine weitere der Recruiting Maßnahmen. Der Unterschied bei diesem Prozess ist, dass nicht darauf gewartet wird, dass sich die passenden Bewerbernden bei einem Unternehmen melden, sondern es wird aktiv Kontakt mit den Kandidaten aufgenommen.

Dies kann mit Hilfe von Messen und Events, Print-Anzeigen, Plakat- und Außenwerbung, Mitarbeiter werben Mitarbeiter oder Personalberatern erfolgen.

Headhunting

Aufgrund des Fachkräfte- und Führungskräftemangels nutzen einige Unternehmen Headhunter zur Unterstützung in einem Recruiting Prozess.

Diese sogenannten Headhunter sind externe Personalberatungseinrichtungen, die z.B. durch Direktsuche (direkte Ansprache von Kandidaten) die für die ausgeschriebene Stelle passenden Bewerbenden suchen.

Stellenanzeige

Es gibt unterschiedlichste Möglichkeiten zur Schaltung von Stellenanzeigen.

Diese müssen sich allerdings von anderen Unternehmen abheben, damit die Kandidaten bei ihrer Suche nach einer Stelle auf Ihre Stellenanzeige aufmerksam werden.

Durch eine ansprechend gestaltete Stellenanzeige erhöhen sich die Chancen auf eine Vielzahl von quantitativen Bewerbungen.

Employer Branding und Personalmarketing

Employer Branding ist ein Instrument, das von Unternehmen genutzt wird, um als Arbeitgeber attraktiv auf die Bewerbende zu wirken.

Durch ein erfolgreiches Employer Branding erhöhen sich die Chancen auf eine hohe Anzahl an Bewerbenden für Ihr Unternehmen.

Dies geschieht, indem eine professionelle und strategisch fundierte Arbeitgebermarke durch geeignete Maßnahmen aufgebaut wird sowie durch die Etablierung von Werten und Arbeitgebermerkmalen.

Recruiting 5Bildnachweis: Eigene Dastellung der Perwiss-Redaktion

Personalmarketing ermöglicht einem Unternehmen nicht nur, sich vorteilhaft auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren, sondern auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort einzusetzen, wo sie ihre Fähigkeiten am besten entfalten können. Somit geht es beim Personalmarketing nicht nur um externe Bewerbende, sondern auch um interne bereits Beschäftigte.

Personalauswahl im Recruiting-Prozess

Welche der vielen Kandidatinnen sind die Richtigen? Zur Beantwortung dieser Fragen bezüglich der geeigneten Personalauswahl, kann die Personaldiagnostik herangezogen werden.

Diese hilft dabei, Unterschiede zwischen Personen zu identifizieren, zu interpretieren und dadurch eine geeignete Personalentscheidung zu treffen.

Recruiting 6Bildnachweis: Eigene Darstellung der Perwiss-Redaktion

 

 

Die Candidate Experience beschreibt alle Erfahrungen, die Bewerbende während dem Bewerbungsprozess durchlaufen, beginnend beim Erstkontakt.

Es ist entscheidend, dass Bewerberinnen und Bewerber an allen Kontaktpunkten positive Erfahrungen machen. Dies führt zur Stärkung der Abeitgebermarke und erleichtert dem Unternehmen das Finden und Gewinnen von Fach- und Führungskräften.

Die Entwicklung von Candidate Personas ermöglicht Ihnen die Bewerberinnen und Bewerber besser zu verstehen. Sie betrachten keine Gruppe an Bewerbenden, sondern eine ganz bestimmte Person, die Ihren Anforderungen entspricht. Dies ermöglicht Ihnen den Einsatz von angepassten Recruitingmaßnahmen.

Hürden des Recruiting

Die Aufgabe der Personalbeschaffung hat zunehmend an Kompliziertheit und Komplexität gewonnen. Besonders der demografische Wandel und der Fachkräftemangel in Deutschland stellen die Recruitingabteilung vor immer neue Herausforderungen.

Fachkräftegewinnung

Eine mögliche Strategie, um mit Erfolg gegen den Fachkräftemangel und die damit vielen offenen Stellen anzugehen, ist die Mobilisierung von Fachkräftereserven.

Diese Fachkräftereserven sind Personen, die die benötigten Qualifikationen für die Erfüllung der Aufgaben einer Stelle im Unternehmen decken, aber von den Unternehmen bei der Bewerberauswahl vernachlässigt betrachtet werden.

Dazu zählen zum Beispiel Menschen mit Behinderung, Studienabbrecher, aber auch ausländische Fachkräfte. Diese Personengruppen können einen bisher vernachlässigten Lösungsansatz im Recruiting Prozess bieten, um offene Stellen besetzen. Diese Personengruppen können vom Recruiter auch aktiv in der Stellenausschreibung angesprochen werden.

Recruiting 7Bildnachweis: Eigene Darstellung der Perwiss-Redaktion