Was ist Mobile Recruiting?
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Was ist Mobile Recruiting?

24. April 2024
Oliver Lilie
Oliver Lilie
Perwiss-Experte für Führung und Change Management

Mobile Recruiting ist als eine spezifische Form des E-Recruitings zu sehen. Im Gegensatz zum E-Recruiting, welches sich allgemein auf die Personalgewinnung mithilfe von elektronischen Medien bezieht, werden die potenziellen Bewerber/innen im Rahmen des Mobile Recruitings über ihre mobilen Endgeräte (z. B. Smartphone, Tablet PC u. ä.) angesprochen. Dies geschieht zum Beispiel durch die Optimierung der Unternehmenswebseite für das mobile Endgerät. Dies tun im Jahr 2017 laut der Monster-Studie ca. 55 Prozent der befragten Unternehmen. Ebenso können Apps z. B. von Smartphone-Nutzer/innen heruntergeladen werden, um spezifische Dienste in Anspruch zu nehmen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Mobiles Recruiting ermöglicht Unternehmen, eine größere und vielfältigere Kandidatenbasis anzusprechen, da viele Bewerbende bevorzugt ihre Smartphones oder Tablets für die Jobsuche nutzen.

  • Durch mobil optimierte Stellenanzeigen und Bewerbungsprozesse können potenzielle Kandidat*innen schnell und einfach auf offene Positionen zugreifen und sich unkompliziert bewerben, was die Reaktionszeit und den Einstellungsprozess verkürzt.

  • Eine starke mobile Präsenz trägt zur Stärkung des Employer Brandings bei, da Unternehmen als zeitgemäß und zugänglich wahrgenommen werden, was die Attraktivität als Arbeitgeber erhöht und talentierte Kandidaten anzieht.

Aber auch das sogenannte Mobile Tagging über QR-Codes ist inzwischen ein bekanntes und relativ etabliertes Verfahren. Mit mobilen Endgeräten können QR-Codes eingescannt werden, um den/die Nutzer/in zu einer speziellen Internetpräsenz weiterzuleiten. Nicht zu vergessen ist, dass auch Maßnahmen im Rahmen von Social Media Recruiting zum Teil im Bereich des Mobile Recruiting anzusiedeln sind. Der Zugang zu sozialen Netzwerken, wie zum Beispiel Facebook oder XING, läuft mittlerweile zu einem Großteil über mobile Endgeräte.

Warum mobile Personalbeschaffung?

Der Schlüssel zum Erfolg beim mobilen Recruiting liegt in der Anpassung von Recruiting-Strategien an die Bedürfnisse und Gewohnheiten mobiler Nutzer. Mobile Geräte ermöglichen es Bewerbern, jederzeit und überall auf Stellenangebote zuzugreifen, sich über Unternehmen zu informieren und sich direkt über ihre Mobilgeräte zu bewerben. Dies bietet Unternehmen die Möglichkeit, eine größere Reichweite zu erzielen und Kandidaten schneller anzusprechen.

Durch mobile Optimierung von Stellenanzeigen, Bewerbungsformularen und Kommunikationskanälen können Unternehmen die Benutzererfahrung verbessern und die Bewerbungsprozesse effizienter gestalten. Mobile Apps und Websites müssen benutzerfreundlich gestaltet sein, mit responsivem Design und intuitiver Navigation, um das Engagement der Kandidaten zu maximieren.

Zusätzlich ermöglichen mobile Technologien innovative Recruiting-Ansätze wie Video-Interviews, Chatbots für die Kandidatenkommunikation und die Nutzung von sozialen Medienplattformen für gezielte Talentakquise. Diese Tools helfen Unternehmen, sich von der Konkurrenz abzuheben und Top-Talente anzuziehen.

Eigene Darstellung der Perwiss- Redaktion

Wie relevant ist Mobile Recruiting für die Gewinnung von Bewerbern/innen?

Die Anzahl der Smartphone-Nutzer/innen hat sich in Deutschland zwischen Januar 2009 und Juli 2015 von 6,31 Mio. auf sage und schreibe 46 Mio. erhöht und sich somit in diesem Zeitraum mehr als versiebenfacht.

Unter Berücksichtigung dieser Zahlen könnte man annehmen, dass es sich mittlerweile lohnt, neben E-Recruiting-Aktivitäten auch über Maßnahmen im Bereich des Mobile Recruitings nachzudenken. Doch machen sich Unternehmen diesen Sachverhalt bereits wirklich zu Nutze, um die sogenannten "Digital Natives" zu erreichen, unter denen sich zahlreiche potenzielle Talente befinden?

Der Studie Recruiting Trends 2018 zufolge, haben Unternehmen die Relevanz von Mobile Recruiting inzwischen erkannt. 90 Prozent der befragten Unternehmen denken, dass Mobile Recruiting immer wichtiger wird.

Wie kann ein Unternehmen Mobile Recruiting nutzen?

Grundsätzlich bieten sich für Unternehmen zwei Formen des Mobile Recruitings an: Dies ist zum einen die Nutzung einer konventionellen App und zum anderen die Bereitstellung einer mobilen Webseite (Web App). Nachdem also die generelle Entscheidung für Mobile Recruiting Aktivitäten getroffen ist und Ziele sowie Zielgruppe definiert sind, ist abzuwägen, welche der Alternativen genutzt werden soll.

Hierbei ist unter Berücksichtigung der eigenen Kapazitäten und Qualifikationen nicht nur eine Make-or-Buy Entscheidung zu treffen: Es sind auch Vor- und Nachteile der beiden Optionen abzuwägen. So bieten Web Apps eine Unabhängigkeit im Hinblick auf das Betriebssystem des Smartphones und sind darüber hinaus jederzeit und einfach erweiterbar. Viele konventionelle Apps hingegen können optimal an das Endgerät angepasst werden und bieten zum Teil eine Offline-Nutzung.

Die Kosten für die Entwicklung von Apps können stark schwanken: Entscheiden sich Unternehmen gegen eine interne Entwicklung und damit für den externen Dienstleister, lohnt es sich also durchaus, die Preise verschiedener Anbieter zu vergleichen.

Welche Apps gibt es für Bewerbende?

Für die Jobsuchenden bieten sich, wie oben bereits erwähnt, zwei Möglichkeiten an, Apps zu nutzen.

Beispiele für konventionelle Apps sollen an dieser Stelle kurz beschrieben werden:

Jobs.de

Die Jobs.de App greift auf die gesamte Stellenanzeigendatenbank des Anbieters zurück, welche mehr als 250.000 Stellenanzeigen umfasst. Um die gewünschten Stellen zu finden, lässt sich die Suche nach Tätigkeitsbereich und Arbeitsort filtern. Interessante Jobangebote können direkt als Favorit gespeichert, per E-Mail weitergeleitet oder via Facebook, Twitter und Google Plus geteilt werden. Auch können sich Bewerbende die Jobstandorte auf einer digitalen Karte anzeigen lassen. E-Mails lassen sich aus der App heraus direkt an den potenziellen Arbeitgeber schicken.

Monster

Mit der App können Sie Jobs suchen, die Stellenanzeigen studieren und sich anschließend sogar bewerben. Interessante Jobangebote können aber auch gespeichert oder (zur späteren Bearbeitung) per E-Mail weitergeleitet werden. Mit der Monster App können Sie von überall auf Ihr Benutzerkonto zugreifen. So haben Sie Zugang zu Ihren Lebensläufen, Motivationsschreiben und dem Bewerbungsverlauf. Werden neue Jobs eingestellt, die Ihren Kriterien entsprechen, können Sie sich per Push-Mitteilung oder E-Mail benachrichtigen lassen. Die GPS-Funktion kann genutzt werden, um Jobs in Ihrer Nähe zu finden.

Indeed

Großer Vorteil dieser App ist vor allem die Möglichkeit, in einer Datenbank mit über 15 Millionen Stellenangeboten aus über 50 Ländern nach einem Job zu suchen. Nachdem der Berufszweig festgelegt wurde, ermöglicht es die App, direkt einzusehen, welche neuen Jobs in diesem Zweig hinzugekommen sind. Stellenangebote lassen sich speichern oder per E-Mail verschicken und auch der Lebenslauf kann hochgeladen und an manche Arbeitgeber direkt verschickt werden. Interessant ist zudem, dass Unternehmensbewertungen von Arbeitnehmenden eingesehen werden können.

Weitere Apps
  • Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit 
  • meinestadt.de - Jobs 
  • StepStone 

Welche Vor- und Nachteile hat Mobile Recruiting für Personalverantwortliche?

Vorteile für Personalverantwortliche

Ubiquitäre Verfügbarkeit: Einer der größten Vorteile des Mobile Recruitings liegt darin, dass potenzielle Kandidaten/innen überall und zu jeder Zeit erreicht werden können. Dies steigert die Wirksamkeit der Personalgewinnung erheblich.

Zielgruppenbezug: Besonders interessant ist die Ansprache von Bewerbenden, die der sogenannten Generation Y angehören. Über das Mobile Recruiting kann die gezielte Ansprache dieser, aber auch weiterer affiner Personengruppen erfolgen.

Automatische Versendung von Informationen: Bestimmte Apps ermöglichen den Bewerbenden das Abonnement von bzw. die automatische Benachrichtigung über neue, offene Stellen. Mittels dieser Funktion können Personalverantwortliche Jobsuchenden automatisch Informationen über neu veröffentlichte Stellen zusenden.

Wettbewerbsvorteil: Die Unternehmen, die bereits jetzt diesen Weg gehen, heben sich durch die oben genannten Vorteile, aber auch durch die positiven Effekte auf das Unternehmensimage von der Konkurrenz ab.

Nachteile für Personalverantwortliche

Technische Voraussetzungen: Webseites müssen für mobile Endgeräte optimiert werden. Die Darstellung muss auf die kleineren Smartphone-Displays angepasst werden und die Datenmengen müssen aufgrund der langsameren Geschwindigkeit des mobilen Internets möglichst klein gehalten werden.

Arbeitsaufwand: Mobile Recruiting bedeutet, die potenziellen Bewerbenden immer auf dem Laufenden zu halten und stetig interessante Inhalte zu versenden. Hierfür müssen die Ressourcen eingeplant werden.

Welche Vor- und Nachteile hat Mobile Recruiting für Bewerbende?

Vorteile für Bewerbende

Ubiquitäre Verfügbarkeit: Im Wesentlichen besteht der Vorteil für die Bewerbenden darin, dass sie überall und zu jeder Zeit auf Jobsuche gehen können. Denn durch die Nutzung des Smartphones müssen diese nicht länger am PC sitzen, um nach geeigneten Stellen Ausschau zu halten.

Automatischer Erhalt von Informationen: Bestimmte Apps ermöglichen den Bewerbenden das Abonnement von neuen, den eigenen Kriterien entsprechenden Stellen. Auch können sich Nutzer Benachrichtigungen über potenziell in Frage kommende Jobs zum Beispiel per Push-Mitteilung auf ihr mobiles Endgerät schicken lassen. Mittels dieser Funktionen können Bewerbende offene Stellen direkt abrufen.

Nachteile für Bewerbende

Verbreitungsgrad: Für die Bewerbenden besteht ein Nachteil der mobilen Jobsuche via Smartphone darin, dass viele Unternehmen ihre Karrierewebseiten noch nicht für das mobile Endgerät optimiert haben. Weil das Surfen im „konventionellen Internet“ auf den Smartphones auf Dauer anstrengend werden kann, wird die Nutzung somit eingeschränkt. Dieser Nachteil wird aber in den kommenden Jahren zunehmend reduziert werden.

Wesentliche Tipps für das mobile Bewerbermanagement

  1. Mobil optimierte Inhalte: Gewährleiste, dass deine Stellenanzeigen und Bewerbungsformulare für die Nutzung auf Smartphones oder Tablets optimiert sind. Verwende responsives Design und einfache Navigation, um die Benutzererfahrung zu verbessern.

  2. Kurze und prägnante Bewerbungen: Erleichtere die Bewerbung auf mobilen Geräten durch einfache und wenige erforderliche Felder. Kandidaten sollten sich schnell und unkompliziert bewerben können.

  3. Employer Branding auf mobilen Kanälen: Nutze mobile Plattformen und soziale Medienkanäle, um dein Employer Branding zu stärken. Präsentiere deine Arbeitgebermarke auf ansprechende Weise, um potenzielle Bewerber anzuziehen.

  4. Effektive Bewerberansprache: Gestalte deine Kommunikation auf mobile-freundliche Weise, um Kandidaten über Smartphones oder Tablets gezielt anzusprechen. Verwende klare und kurzweilige Inhalte.

  5. Nutzung von Jobportalen und Social Media Kanälen: Veröffentliche deine Stellenanzeigen auf mobil optimierten Jobportalen und bewirb sie über deine Social Media Kanäle. Erreiche ein breiteres Publikum und ziehe mobile Kandidaten an.

  6. Multimediale Inhalte zur Verstärkung der Botschaft: Integriere Videos und andere multimediale Inhalte, um das Interesse der Bewerber zu wecken und dein Unternehmen attraktiv darzustellen.

  7. Schnelle Reaktionszeiten: Reagiere zeitnah auf Bewerbungen und Anfragen über mobile Kommunikationskanäle wie Chatbots oder Messaging-Dienste.

  8. Analyse und Optimierung: Analysiere die Performance deiner mobilen Recruiting-Strategie mithilfe von Daten und optimiere kontinuierlich, um die Effektivität zu steigern.

Eigene Darstellung der Perwiss- Redaktion

Buchtipps der Perwiss-redaktion zum Thema Personalbeurteilung

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„Recruiting to go für Sozial- und Pflegeeinrichtungen“

Sie arbeiten in einer sozialen Einrichtung und sind auf der Suche nach neuen Mitarbeitenden? Dann lesen Sie das Buch „Recruiting to go für Sozial- und Pflegeeinrichtungen“ (2017). Die Autorin Maja Roedenbeck Schäfer stellt Ihnen sofort umsetzbare Ideen, Tipps und Tools zur zeitgemäßen Personalgewinnung vor. So gelingt es auch Ihnen zukünftig die Bewerberbedürfnisse zu verstehen und niedrigschwellige Bewerbungsmöglichkeiten zu schaffen.

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„Praxishandbuch Recruiting“

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