Teamfähigkeit
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Teamfähigkeit - Wie Sie gemeinsam Erfolg erlangen

11. Oktober 2022
Sarah Rögner
Sarah Rögner
Perwiss-Expertin für Arbeits- und Organisationspsychologie

Jeder wurde schon einmal auf der Suche nach neuen Jobs in Stellenanzeigen mit den Aussagen "Teamfähigkeit gewünscht", "Teammitglied gesucht" oder "hier wird Teamarbeit groß geschrieben" konfrontiert.

Teamfähigkeit wird bereits beginnend mit dem Kindesalter und fortlaufend im Alltag erlernt. Dies geschieht z. B. beim Ausüben von Teamsportarten oder auch bei Spielen in Gruppen. Mit zunehmendem Alter gewinnt Teamfähigkeit immer mehr an Bedeutung.

Spätestens in der Arbeitswelt kommt man somit an der Kompetenz "Teamfähigkeit" nicht vorbei. Diese ist für die Karriere ein entscheidender Erfolgsfaktor. Unternehmen profitieren von dieser Schlüsselkompetenz. Durch eine konfliktarme und abgestimmte Zusammenarbeit erreichen Teams besser ein Ziel und anstehende Aufgaben können effizienter bewältigt werden.

Bereits bei der Bewerbung werden die zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deshalb von den meisten Arbeitgebern auf ihre Teamfähigkeit geprüft.

Doch was ist Teamfähigkeit? Und wie kann diese gestärkt werden?

Das Wichtigste zu Teamfähigkeit in Kürze:
  • Teamfähigkeit beschreibt keine Charaktereigenschaft, sondern ist eine Sozialkompetenz.

  • Es wird noch häufig angenommen, dass Mitglieder eines Teams teamfähig sind, wenn sie sich im Team unterordnen und alles akzeptieren.

  • Es gibt verschiedene Teamrollen.

  • Teamfähigkeit kann aufgebaut und entwickelt werden.

Was ist Teamfähigkeit?

Der Begriff Teamfähigkeit beschreibt keine Eigenschaften des Charakters oder ein Talent. Vielmehr ist Teamfähigkeit eine Sozialkompetenz, die in einer Gruppe zur Erreichung von gemeinsamen Zielen von Nutzen sein kann.

Diese Fähigkeit ist weder angeboren und auch nicht "einfach so da". Sie wird über einen längeren Zeitraum erlernt bzw. erworben und kann trainiert oder weiterentwickelt werden.

Bei der Teamfähigkeit geht es nicht darum, sich den anderen Teammitgliedern unterzuordnen und ihnen alles recht zu machen. Vielmehr gehört dazu, konstruktiv auf Probleme hinzuweisen, diese gemeinsam zu diskutieren und Lösungen zu entwickeln.

Für die Teamfähigkeit müssen folgende Bestandteile vorhanden sein:

Kooperationsfähigkeit

Im Team wird miteinander gearbeitet und nicht gegeneinander. Jeder hat in einem Team andere Fähigkeiten und Kenntnisse, die das Team zum Erfolg führen. Informationen sollen in einem Team miteinander geteilt werden. Es ist wichtig, dass man sich auf seine Teammitglieder verlassen kann.

Kompromissbereitschaft

In einem Team mit verschiedenen Teammitgliedern kommt es selbstverständlich auch zu verschiedenen Ansichten und Meinungen.

Von den einzelnen Mitgliedern eines Teams wird erwartet, dass jeder dazu bereit ist, Kompromisse einzugehen und nicht nur starr in den eigenen Ansichten und Meinungen zu verharren.

Kommunikationsfähigkeit

Eine konstruktive Kommunikation zu führen, heißt nicht nur aktiv zu sprechen, sondern auch zuzuhören und das Gehörte zu verstehen. In einem Team ist es wichtig, dass Kommunikation ohne Komplikationen (möglichst "geräuscharm") verläuft, da es sonst zu Missverständnissen kommen kann.

Sowohl die verbale als auch nonverbale Kommunikation muss offen und transparent für die Teammitglieder verlaufen, damit jederzeit ein konstruktives Feedback und Kritik geäußert werden kann.

Kritikfähigkeit

Die geäußerte Kritik, welche die Schwächen und Verbesserungsvorschläge einzelner Mitglieder des Teams thematisieren, muss nicht nur offen kommuniziert werden, sondern auch von den einzelnen angenommen werden. Somit heißt Kritikfähigkeit einerseits, Kritik offen und ehrlich zu äußern. Andererseits geht es darum, Kritik konstruktiv aufzunehmen und zu verarbeiten.

Es müssen nicht immer alle Ideen jedes Mitglied eines Teams überzeugen.

Reflexionsfähigkeit

Bei der Reflexionsfähigkeit geht es darum, die Entwicklung des Teams und den eigenen Beitrag dazu, kontinuierlich zu reflektieren und an daraus Rückschlüsse zu ziehen. Hierbei wird systematisch die Beziehung innerhalb des Teams betrachtet und geschaut, was verbessert werden kann und was bereits gut im Team läuft.

Bild4Bildnachweis: Eigene Darstellung der PERWISS-Redaktion

Woran kann ich Teamfähigkeit in Teams erkennen?

Betrachten wir dazu zunächst, was Teamfähigkeit NICHT ausmacht:

  • Häufig wird angenommen, dass man sich mit allen Kollegen immer gut verstehen muss und alle durchgehend nett zueinander sind. Nur "Schmusekurs" bringt jedoch keine Weiterentwicklung eines Teams.

  • Teamfähigkeit bedeutet auch nicht, dass sich einzelne Mitglieder eines Teams immer unterordnen und schnell nachgeben müssen.

  • Auch die Annahme, dass die Kompetenz der Teamfähigkeit vorhanden ist, wenn Ideen und Möglichkeiten nicht angezweifelt werden und allen Angelegenheiten im Job zugestimmt wird, ist falsch.

  • Aber auch das überstürzte an sich Reißen von Aufgaben, diskriminieren von Kollegen und keine anderen Meinungen zulassen, zeugt nicht von dem Vorhandensein von Teamfähigkeit.

Gute Teamfähigkeit wird daran erkannt, wenn:

  • Meinungen aller Teammitglieder anerkannt und akzeptiert werden.

  • Alle Mitglieder eines Teams sich gleichberechtigt und tolerant gegenüberstehen.

  • Rollen und Aufgaben im Team klar sind und diese auch von den Teammitgliedern wahrgenommen werden.

  • Sich im Team aktiv unterstützt wird, wenn Hilfe benötigt und signalisiert wird.

  • Persönliche Anliegen dem Teamziel untergeordnet werden.

  • Ein gemeinsames Ziel verfolgt wird.

  • Kritik angenommen wird.

  • Konflikte im Team gelöst werden.

  • Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet.

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Bildnachweis: Eigene Darstellung der PERWISS-Redaktion

Welche Teamrollen gibt es?

In einem Team sollte jedes Teammitglied ein eigenes Profil aus verschiedenen Aufgaben und Verantwortlichkeiten aufweisen. So wird jeder mit seinen individuellen Stärken sichtbar und prägt durch seine Kompetenzen die Teamstruktur mit. Kollegen ergänzen sich in ihrer Arbeit, statt miteinander zu konkurrieren.

Wenn alle Personen gleiche Interessen, Wertvorstellungen und Aufgaben haben, trägt das zur Harmonie bei, aber es entstehen auch weniger innovative Ideen für Produkte oder Dienstleistungen.

Laut Belbin sind die im Folgenden aufgezeigten Teamrollen wichtig bei der Zusammenstellung eines Teams. Im Optimalfall sind diese Rolle in einem Team vertreten, da jede Rolle einen wichtigen Beitrag zum Teamerfolg leistet: Was nützen gute Ideen, wenn keiner diese in die Umsetzung bringt? oder Was nützen viele Spezialisten, wenn sie ohne Koordination nebeneinander statt miteinander arbeiten?

 Bild2Bildnachweis: Eigene Darstellung der PERWISS-Redaktion nach Belbin

 

Insofern lohnt es sich, für Führungskräfte zu analysieren, welche Rollen im Team bereits besetzt sind und welche nicht. Bei Nach- und Neubesetzungen kann auf diese Weise gezielt in Stellenanzeigen auf die benötigten Soft Skills aufmerksam gemacht werden.

Warum ist Teamfähigkeit so eine wichtige Kompetenz?

Teamfähigkeit ist in fast allen Branchen, in jedem Beruf und jeder Position eine gefragte Kompetenz. Dies liegt daran, dass in unserer komplexen Arbeitswelt kaum jemand losgelöst ohne Kooperation mit anderen arbeiten kann. Der Grad an Spezialisierung nimmt zu, sodass vor allem anspruchsvolle Aufgaben nur gemeinsam gelöst werden können.

Arbeiten im Team erfordert in besonderem Maße Zeit für die Kommunikation und die Bereitschaft für Kompromisse. Dies resultiert daraus, dass verschiedene Anforderungen und Bedürfnisse unterschiedlicher Personen an die Gestaltung der Arbeit in Einklang gebracht werden müssen.

Aufgaben können in einem Team nicht nur nach den Stärken und Schwächen verteilt werden. Dies muss häufig auch nach dem Aufgabenpensum geschehen. Dadurch können sich einzelne Teammitglieder gegenseitig unterstützen und Leistungsspitzen gemeinsam kompensieren.

Teamfähigkeit beschreibt auch die Bereitschaft zum Geben und Annehmen von Wissen. Erfahrene Kollegen geben ihr Know-how und ihre Erfahrung an "Neulinge" weiter. Die neuen Kollegen bringen "frischen Wind" und einen unvoreingenommenen Blick mit in die Gruppe.

Wie kann die Teamfähigkeit gestärkt werden?

Der Begriff Teamfähigkeit beschreibt die persönliche Bereitschaft, sich auf die Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Menschen einzulassen und ist somit ein Baustein des sozialen Miteinanders, der in einem Unternehmen bzw. einer Organisation unverzichtbar ist.

Aus diesem Grund investieren Unternehmen in die Weiterentwicklung der sozialen Kompetenzen ihrer Beschäftigten. Hierbei dürfen allerdings nicht nur die erlernbaren Teamkompetenzen (z. B. Kompromissbereitschaft und Kritikfähigkeit) betrachtet werden.

Neben den Kompetenzen einzelnen Personen gilt es auch über die Passung der Beschäftigten zum Team an sich und der Persönlichkeiten zueinander ein Team zu stärken. Ein wesentlicher Weg hierzu ist eine gezielte Teamentwicklung.

Kompetenzen

Dieser Aspekt kann ausgebaut werden, indem man Menschen für ein Team auswählt, die über sich ergänzende Fachkompetenzen verfügen, aber allesamt soziale Kompetenzen mitbringen, die sie teamfähig machen

Passung

Es ist wichtig, dass die Personen in einem Team auch zu dem Team an sich, d. h. zum Zweck des Teams und seinen Zielen passen.

Persönlichkeit

Darüber hinaus ist wichtig, dass die Persönlichkeiten der Teammitglieder zueinander passen, sodass Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten bestehen, die wiederum die Zusammenarbeit erleichtern, jedoch auch die Teamrollen gut abgedeckt sind.

Bild ueberarbeitetBildnachweis: Eigene Darstellung der PERWISS-Redaktion

Einige Möglichkeiten, um die eigene Teamfähigkeit zu verbessern und ein Teamplayer zu werden, haben wir Ihnen zusammengestellt:

  • Verantwortung übernehmen, z. B. indem Sie ein Meeting planen und vorbereiten

  • Vermittlerrolle bei einem Streit zwischen Kollegen annehmen

  • Unklarheiten direkt durch Fragen ansprechen

  • Teamkollegen auch nach Feierabend treffen

  • Kritik annehmen und reflektieren

  • Andere Ideen zulassen, aber auch eigene Ideen einbringen

  • Eigene Stärken und Stärken der Kollegen kennen

  • Eigenschaften der Kollegen akzeptieren