Demografiemanagement als Chance - strategische Personalarbeit der Zukunft
Seit 2016 gilt die deutsche Gesellschaft als überaltert, da mehr als ein Fünftel der Bevölkerung über 65 Jahre alt ist. Seit den 1970er Jahren verstärken zudem konstant niedrige Geburtenraten den demografischen Wandel.
Seine Auswirkungen sind bereits in vielen Bereichen zu spüren - die Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit aus dem 2024 zeigte, dass ein flächendeckender Fachkräftemangel in der Pflege und sonstigen Gesundheitsberufen, bei Bäckern, Konditoren, Lehrern, Erziehern, Berufskraftfahrern und im Handwerk vorliegt. Ein Fachkräftemangel besteht, wenn die Nachfrage nach Arbeit in einem bestimmten Bereich dauerhaft über dem Angebot an verfügbaren Fachkräften liegt. Arbeitgeber haben somit das Problem, offene Stellen nicht besetzen zu können.
Bis 2030 wird in Deutschland ein Mangel von 2 Millionen Fachkräften erwartet. Angesichts dieser Zahlen, die diverse Schwierigkeiten und Herausforderungen mit sich bringen, müssen Unternehmen mit passenden Maßnahmen reagieren. Hier kommt das Demografiemanagement ins Spiel - die strategische Implementierung von demografieorientierten Maßnahmen im Unternehmen.
Doch was bedeutet "Demografie" eigentlich genau und warum ist es so wichtig, sich damit in Bezug auf Unternehmens- und Mitarbeiterführung langfristig auseinanderzusetzen?
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"Demografie" bezeichnet die Lehre über den Zustand und die Entwicklung einer Bevölkerung. Für Deutschland ist das langfristige Altern der Bevölkerung bei gleichzeitigem Rückgang der Bevölkerungszahlen festzustellen. Faktoren, die die Demografie eines Landes beeinflussen, sind die Geburten- und Sterberaten sowie das Wanderungssaldo (jährliche Zu- und Wegzüge aus dem jeweiligen Land).
Berlin: 17,4%
Hessen: 14,5% und Baden-Württemberg: 14,2%
Bayern: 13,7%
Hamburg: 11,8%
Saarland: 10,7% und Nordrhein-Westfalen: 10,5%
Rheinland-Pfalz: 9,9% und Bremen: 9,4%
Niedersachsen: 7,9% und Brandenburg: 7,7%
Schleswig-Holstein: 6,6%
Sachsen: 5,8% und Thüringen: 5,1%
Sachsen-Anhalt: 5% und Mecklenburg-Vorpommern: 4,7%
Die Lebenserwartung für Frauen liegt aktuell bei 83 Jahren, Männer werden im Durchschnitt 78 Jahre alt.
Für das Jahr 2060 wird prognostiziert, dass die Lebenserwartung für Frauen auf 89 Jahre und für Männer auf 85 Jahre ansteigen wird.
Die Geburtenraten liegen seit den 1970er Jahren unter einem bestandserhaltenden Niveau.
Aktuell sind 1,4 Kinder pro Frau zu verzeichnen. Um von einem bestandserhaltenden Nievau zu sprechen, wären jedoch 2,1 Kinder pro Frau nötig.
Der Begriff "Fachkräftelücke" bezeichnet den Umstand, dass für offene Stellen am Arbeitsmarkt zu wenig qualifizierte Fachkräfte verfügbar sind.
Im Zeitraum von 2013-2022 konnte ein Anstieg der Fachkräftelücke von rund 138.000 auf 633.000 offene Stellen verzeichnet werden.
In Ost- und Westdeutschland ist eine nahezu analoge Entwicklung erkennbar. Der Anteil jüngerer Beschäftigter beträgt im Osten 14% und im Westen 16,4%.
Generell ist eher ein Nord-Süd-Gefälle zu beobachten, wobei Bayern und Baden-Württemberg stärker betroffen sind als der Norden Deutschlands.
Demografiemanagement umfasst alle Aktivitäten und Maßnahmen, mit denen Führungskräfte und Mitarbeiter versuchen, den demografischen Wandel und seine Auswirkungen im Unternehmen zu bewältigen. Diese Aufgaben werden zukünftig vor allem in den Bereich der Personalverantwortlichen fallen.
Zunächst müssen aber Führungskräfte im Unternehmen ein Bewusstsein für die Thematik schaffen - beispielsweise durch eine Analyse der demografischen Zusammensetzung der Belegschaft. Dem zunehmenden Mangel an qualifizierten Fach- und vor allem Nachwuchskräften kann durch eine starke Mitarbeiterbindung sowie der Anwerbung und dem Nutzen des Potenzials von ausländischen Fachkräften und Älteren entgegengewirkt werden. Eine weitere wichtige Zielgruppe des Demografiemanagements sind Mütter, die durch Wiedereingliederungsprogramme, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mithilfe des Arbeitsgebers bewerkstelligen können.
Beim Demografiemanagement geht es somit nicht nur darum, den Herausforderungen des demografischen Wandels durch das Anwerben neuer Fachkräfte entgegenzuwirken, sondern das Potenzial des bestehenden Personals zu nutzen und die Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen zu binden.
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Personalstrategien und Führungsstile an eine zunehmend alternde und zugleich vielfältiger werdende Belegschaft anzupassen. Eine demografieorientierte Personalarbeit zielt darauf ab, den unterschiedlichen Bedürfnissen und Lebensphasen von Mitarbeitenden gerecht zu werden und damit langfristig Fachkräfte zu sichern. Dabei spielt eine Führungskultur eine zentrale Rolle, die Diversität nicht nur anerkennt, sondern aktiv gestaltet und fördert.
Regelmäßige Altersstrukturanalysen helfen besonders bei einer großen Anzahl an Mitarbeitern den Überblick zu behalten.
Diese Analysen helfen, Veränderungen im Bereich des Recruitings anzustoßen und Fachkärfte gezielt anzuwerben.
Um den Kompetenz- und Aufgabenbereich des Personals zu erweitern, müssen sich Führungskräfte zunehmend intensiver mit den Potenzialen einzelner Personen auseinandersetzen, so dass Arbeitnehmer die Möglichkeit zur Weiterentwicklung und Entfaltung ihrer Talente bekommen. Ziel ist, auf umfassende Kenntnisse und Fähigkeiten der Mitarbeiter zurückgreifen zu können.
Eine strategische Personalplanung sorgt dafür, dass Betriebe vorausschauend agieren und nicht erst reagieren, wenn Personalengpässe akut werden. Gerade weil immer mehr Beschäftigte in den Ruhestand gehen und weniger junge Fachkräfte nachrücken, ist es entscheidend, frühzeitig den künftigen Personalbedarf zu ermitteln und gezielt Nachwuchs zu sichern.
Durch strategische Personalplanung können Unternehmen:
rechtzeitig Lücken erkennen, die durch altersbedingte Abgänge entstehen,
gezielt Nachwuchskräfte rekrutieren und bestehende Mitarbeitende weiterentwickeln,
Wissenstransfer und Nachfolge sichern,
die Wettbewerbsfähigkeit erhalten und
die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeitenden stärken.
Brücken bauen zwischen Jung und Alt - unterschiedliche Generationen bringen verschiedene Erfahrungen und Kompetenzen in den Arbeitsalltag. Diese Vielfalt kann gezielt gefördert und genutzt werden.
Wissenstransfer durch Mentoring-Programme
Besonders beim Onboarding neuer Mitarbeitender geht häufig wertvolles Erfahrungswissen verloren, wenn die Einarbeitung unter Zeitdruck geschieht. Regelmäßige Mentoring-Programme schaffen hier Abhilfe: Erfahrene Mitarbeitende begleiten Neue und geben ihr Wissen strukturiert weiter. Das fördert nicht nur den Wissenstransfer, sondern stärkt auch den Zusammenhalt im Team. Zwar befürchten Führungskräfte durch die zeitintensive Einarbeitung kurzfristige Produktivitätsverluste, langfristig profitieren Unternehmen jedoch von flexiblen Mitarbeitenden, die sich gegenseitig unterstützen und ihr Know-how weitergeben.
Individuelle Laufbahngestaltung
Generationenmanagement bedeutet auch, den Mitarbeitern individuelle Karrierewege zu ermöglichen. Mitarbeitende in unterschiedlichen Lebensphasen haben verschiedene Bedürfnisse und Ziele – etwa bei Weiterbildung, Arbeitszeitmodellen oder Verantwortungsübernahme. Unternehmen, die flexible Laufbahnmodelle bieten, steigern die Motivation und Bindung ihrer Beschäftigten.
Förderung altersgemischter Teams
Altersgemischte Teams bringen vielfältige Sichtweisen in Projekte und den Arbeitsalltag ein. Durch die gezielte Zusammenstellung solcher Teams – etwa bei Projekten oder Teamtagen – profitieren alle Beteiligten vom gegenseitigen Austausch. Jüngere Mitarbeitende bringen frische Ideen ein, während Erfahrene mit ihrem Praxiswissen unterstützen. Das fördert Innovation, gegenseitiges Verständnis und eine nachhaltige Teamkultur.
Führungskräfte, die gezielt auf die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Lebensphasen ihrer Mitarbeitenden eingehen, können von einer langfristigen Bindung ans Unternehmen profitieren. Angesichts einer vielfältigen Belegschaft ist es wichtig, individuelle Stärken zu erkennen, Wertschätzung zu zeigen und Beschäftigte aktiv in Entscheidungsprozesse einzubinden. So können das Wissen und die Erfahrung aller Generationen optimal genutzt werden.
Durch Angebote wie Gleitzeit, Teilzeit, Homeoffice oder Lebensarbeitszeitkonten können Mitarbeitende ihre Arbeit besser mit ihrem Privatleben vereinbaren. Das steigert die Zufriedenheit, Motivation und Bindung an das Unternehmen. Gleichzeitig helfen flexible Arbeitszeiten dabei, die Arbeitsfähigkeit und Gesundheit der Beschäftigten bis ins höhere Alter zu erhalten und das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren.
Sowohl physische als auch psychische Belastungen am Arbeitsplatz sorgen dafür, dass Personal ausfällt. Deshalb müssen ein gesundheitsförderndes Umfeld gewährleistet und ein Arbeitsklima geschaffen werden, in dem Mitarbeiter die Möglichkeit bekommen, ihre Sorgen und Probleme vertraulich zu äußern.
Zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz gehören unter anderem:
Unternehmen sollten darauf achten, Lerninteressen und individuellen Weiterbildungsbedarf systematisch zu erfassen, um passende Weiterbildungsangebote machen zu können.
Besonders wichtig ist es, Weiterbildungen für alle Altersgruppen zugänglich zu machen und die Inhalte gezielt auf die jeweiligen Anforderungen zuzuschneiden. So profitieren sowohl jüngere Mitarbeitende, die sich neues Wissen aneignen möchten, als auch erfahrene Kolleginnen und Kollegen, die ihr Know-how auffrischen oder spezialisieren wollen. Ein solches Konzept des lebenslangen Lernens fördert die Motivation, stärkt die Innovationskraft und sorgt dafür, dass das Unternehmen auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt.
Eine demografieorientierte Personalarbeit nutzt die Individualität und Diversität der Mitarbeitenden gezielt für den beruflichen Erfolg und schafft damit einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Besonders die Vielfalt der Generationen stellt eine große Chance dar: Wenn es gelingt, organisationale Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Bedürfnisse aller Altersgruppen berücksichtigen, können alle Mitarbeiter – unabhängig von ihrer Lebensphase – ihr volles Potenzial entfalten. Ein modernes Demografiemanagement richtet sich daher nicht nur an ältere Beschäftigte, deren Erfahrung und Wissen für das Unternehmen wichtig sind. Ebenso richtet sich der Blick auf Nachwuchskräfte, die für die Zukunftssicherung entscheidend sind. Hier ist es wichtig, frühzeitig Kontakte zu Schulen und Hochschulen zu knüpfen und als attraktiver Arbeitgeber sichtbar zu sein.
Darüber hinaus spielen Aspekte der Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine zentrale Rolle. Unternehmen, die Eltern durch flexible Arbeitszeitmodelle, Wiedereingliederungsprogramme und innerbetriebliche Kinderbetreuung unterstützen, ermöglichen einen erfolgreichen Wiedereinstieg ins Berufsleben. Gleichzeitig müssen auch Beschäftigte berücksichtigt werden, die Angehörige pflegen – ihre Situation erfordert ebenso angepasste Unterstützungsangebote.
Demografiemanagement ist somit ein umfassender Ansatz mit vielen Facetten. Es bietet Unternehmen nicht nur die Möglichkeit, sich in Zeiten des Fachkräftemangels von Mitbewerbern abzuheben, sondern auch eine vielfältige, inklusive und leistungsfähige Arbeitskultur zu etablieren. Dies setzt eine Unternehmenskultur voraus, die Vielfalt wertschätzt und die unterschiedlichen Bedürfnisse aktiv miteinander verbindet.
Sie möchten Ihr Unternehmen agiler aufstellen, sind sich aber unsicher, wo Sie beginnen sollen? Wie lassen sich Mitarbeitende und Führungskräfte für diesen Wandel gewinnen? Wie können bestehende Strukturen und Strategien sinnvoll angepasst werden? Auf diese Fragen liefert das Perwiss-Team mit dem Fachbuch zur agilen Organisation eine klare Empfehlung.
Die zweite Auflage des Buches „Die agile Organisation“ (2020) von Andreas Slogar bietet fundiertes Wissen für den erfolgreichen Umgang mit aktuellen Herausforderungen – von der Digitalisierung über rasche Marktveränderungen bis hin zur Gewinnung neuer Fachkräfte. Der Autor zeigt dabei praxisnah und wissenschaftlich fundiert auf, wie Sie mithilfe des laCoCa-Modells („lean and agile Cooperation and Capability“) Schritt für Schritt zu einer agilen Unternehmensstruktur gelangen.
Ein Highlight des Buches ist das ausführlich beschriebene Praxisbeispiel der Gothaer Versicherungsgruppe. Es veranschaulicht, wie der Wandel hin zu einer agilen Organisation in der Praxis umgesetzt werden kann.
ISBN-13: 978-3446462649
Demografischer Wandel, Globalisierung, zunehmende Flexibilisierung, agile Arbeitsweisen und flachere Hierarchien – moderne Führung ist komplexer denn je und stellt Führungskräfte vor große Herausforderungen. Genau hier setzt das Buch „Strategisch handeln im mittleren Management – Die Toolbox für unbeschwerte Souveränität und langfristigen Erfolg“ von Axel Schweickhardt und Kerstin Neumann (2022) an. Es unterstützt Führungskräfte dabei, die veränderten Anforderungen besser zu verstehen und vermittelt praxisnahe Werkzeuge und Methoden, um strategisches Handeln gezielt im Führungsalltag zu verankern.
Besonders hervorzuheben ist der interaktive Aufbau des Buches: Ein innovatives Konzept mit QR-Codes führt zu ergänzenden Videos, die die Inhalte vertiefen. Zusätzlich stehen Arbeitsblätter zum Download bereit, die nicht nur das Gelernte festigen, sondern auch zur aktiven Selbstreflexion anregen und die Umsetzung in den Alltag erleichtern.
ISBN: 978-3-949611-05-6
Organisationen müssen sich immer wieder neuen Veränderungsprozessen stellen. In ihrem Buch „Kulturwandel im Unternehmen. Praktische Tipps für eine erfolgreiche interne Transformationsbegleitung“ (2024) gibt Stefanie Indrejak einen strukturierten Einblick in Methoden, Werkzeuge und praxisnahe Ansätze zur Initiierung und Begleitung solcher Transformationsprozesse.
Zu Beginn zeigt sie auf, wie Veränderungsprozesse gezielt angestoßen und nachhaltig gestaltet werden können. Im Mittelpunkt steht dabei der Aufbau einer respektvollen, fairen und wertschätzenden Führungskultur, die den Zusammenhalt im Team stärkt. Besonders hervorzuheben ist aus Sicht der Perwiss-Redaktion, dass Führungskräfte und HR-Verantwortliche konkrete Handlungsempfehlungen erhalten, wie sie diesen Herausforderungen souverän begegnen können.
Ein zusätzliches Plus: Über die Plattform myBook+ erhalten Leserinnen und Leser Zugang zu exklusiven digitalen Inhalten, die das Buch sinnvoll ergänzen.
ISBN: 978-3-648-17695-5