Joint Venture: Chancen & Herausforderungen | Perwiss
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Joint Venture: Durch Geschäftskooperation zum Erfolg

01. August 2025
Lea Richter

Die moderne Arbeitswelt ist geprägt von einem stetigen Wandel. Auch die Marktbedingungen verändern sich und erfordern eine dynamische Anpassung an aktuelle Bedarfe und Herausforderungen. Für Unternehmen wird es somit zunehmend herausfordernd, auf die aktuellen Gegebenheiten zu reagieren. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Häufig sind jedoch die spezielle branchenspezifische Ausrichtung, fehlendes Know-How oder Kapital die limitierenden Faktoren. Eine mögliche Strategie, um sich dennoch eine gute Marktposition zu sichern, ist für viele Unternehmen die Gründung eines Joint Ventures.

Das Wichtigste zu Joint Ventures in Kürze:

  • Ein Joint Venture ist eine Geschäftskooperation von mindestens zwei Unternehmen.
  • Die Partnerunternehmen teilen sich Risiken, Kosten und Gewinne.
  • Aus der Geschäftskooperation entsteht ein eigenständiges Unternehmen/ Projekt.
  • Typischerweise unterscheidet man drei Formen: Equity Joint Venture, Contractual Joint Venture, International Joint Venture

Definition

Joint Venture ist ein aus dem Englischen stammender zusammengesetzter Begriff aus den Wörtern „joint“ (gemeinsam) und „venture“ (Wagnis). Bei einem Joint Venture handelt es sich um einen Zusammenschluss von mindestens zwei Partnerunternehmen. Zwischen den beteiligten Unternehmen besteht wirtschaftliche und rechtliche Unabhängigkeit. Häufig werden Joint Ventures von Unternehmen gegründet, die sich gegenseitig hinsichtlich ihrer Stärken oder ihres Fachwissens ergänzen. Ziel der Geschäftskooperation in Form von Joint Ventures ist häufig der Zugang zu neuen Märkten oder Know-How. Die Partnerunternehmen versprechen sich von der Joint Venture Gründung in der Regel auch eine Aufteilung der Verantwortung und des Risikos.

Argumente für die Gründung eines Joint Ventures

In der globalisierten Welt setzen Unternehmen vermehrt auf Joint Ventures. Durch die strategische und auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtete Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen wird die Erreichung der eigenen Geschäftsziele ermöglicht. Die beteiligten Unternehmen profitieren dabei von einer Bündelung der Ressourcen, während sich das Risiko auf alle Beteiligten verteilt und somit für den Einzelnen reduziert. Auch Zugänge zu neuen Märkten und Technologien, woraus sich Wettbewerbsvorteile ergeben können, sind ein häufiges Motiv für die Kooperation in Form eines Joint Ventures.

Bildnachweis: Eigene Darstellung der Vorteile von der PERWISS-Redaktion

Allgemeine Merkmale eines Joint Ventures

  • Vor Beginn der gemeinsamen Geschäftsunternehmung steht eine vertragliche Einigung.

  • Die Unternehmen beschließen eine gemeinsame Kapitalbeteiligung.

  • Die Höhe der finanziellen Beteiligung wirkt sich meist auf Entscheidungsbefugnis aus.

  • Es erfolgt ein Austausch von Know-How, Ressourcen und Marktzugängen, wodurch jedes einzelne beteiligte Unternehmen von dem Zusammenschluss profitiert. 

  • Joint Ventures bieten die Möglichkeit, eine Aufteilung von Risiken vorzunehmen. 

Arten von Joint Ventures

Joint Ventures können verschieden organisiert sein. Die Art der Kooperationsform beeinflusst die Partnerunternehmen rechtlich und wirtschaftlich. Grundsätzlich können zwei Formen von Joint Ventures unterschieden werden. Dies sind Equity Joint Ventures und Contractual Joint Ventures.

Equity Joint Venture

Bei einem Equity Joint Venture (EJV) gründen mindestens zwei Unternehmen ein neues, gemeinschaftliches Unternehmen. Diese Art von Joint Venture wird auch als Corporate Joint Venture bezeichnet. Das neu gegründete Gemeinschaftsunternehmen (hierbei handelt es sich zumeist um eine Gesellschaft) wird als Joint Venture bezeichnet. Die an der Gründung beteiligten Unternehmen teilen sich die Investition, das Kapital, die Gewinne und Verluste sowie die Risiken und das operative Management des neuen Unternehmens, entsprechend der Anteile am Unternehmen. Bei der Gründung eines EJV sollte in der Gründungsphase eine klare Festlegung der Verantwortlichkeiten, Anteilsverteilung und Aufgaben erfolgen. Auch die Wahl der Rechtsform des Joint Ventures sowie mögliche Ausstiegsszenarien zur Beendigung sollten vorab thematisiert werden.

Contractual Joint Venture

Das Contractual Joint Venture wird auch als „Vertrags-Joint-Venture“ bezeichnet. Namensgebend für diese Form eines Joint Ventures ist eine der Geschäftskooperation zugrundeliegende Vereinbarung (Joint Venture Vertrag), die die beteiligten Unternehmen vorab getroffen haben. Die Unternehmen treffen vertragliche Vereinbarungen über die Verteilung von Kosten, Gewinnen und Risiken. Bei einem Contractual Joint Venture ist die Kooperation auf die vertraglichen Vereinbarungen beschränkt, es wird jedoch kein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Durch die fehlende Gründung von einem Gemeinschaftsunternehmen stellt ein Contractual Joint Venture im Vergleich zum Equity Joint Venture eine kostengünstigere Alternative dar. Die beteiligten Unternehmen sind rechtlich voneinander getrennt.

Eine weitere Möglichkeit der Unterscheidung von Joint Ventures besteht in der geografischen Verortung der beteiligten Unternehmen.

International Joint Venture

Ein internationales Joint Venture entsteht, wenn die an dem Joint Venture beteiligten Unternehmen aus verschiedenen Ländern stammen. Mit internationalen Joint Ventures sollen meist neue Märkte aufgeschlossen werden. Ein weiteres mögliches Motiv in diesem Rahmen ist die Verdrängung einer starken Konkurrenz vom jeweiligen Markt. Ein Beispiel hierfür ist das von Nokia und Siemens in Helsinki gegründete Joint Venture, das einen Konkurrenten vom finnischen Markt verdrängen sollte. Eine weitere Motivation für die Gründung eines internationalen Joint Ventures kann der Zugriff auf Ressourcen sein, welche im heimischen Land nicht oder weniger gut zugänglich sind. Herausfordernd bei einem International Joint Venture ist das Thema Recht, da bei den rechtlichen Rahmenbedingungen der beteiligten Unternehmen Unterschiede bestehen können, die unbedingt Beachtung finden sollten. Auch wenn geplant ist, in ein anderes Land zu expandieren, sollten dessen rechtliche Bestimmungen für Unternehmen vorab genau geprüft werden.

Im Gegensatz dazu werden Joint Ventures von Unternehmen, die ihren Sitz im gleichen Land haben, als Domestic Joint Ventures bezeichnet. Domestic Joint Ventures haben den Vorteil, dass in der Regel keine Unterschiede in den rechtlichen Rahmenbedingungen bestehen, die gesonderte Beachtung finden müssten.

Bildnachweis: Darstellung der PERWISS-Redaktion von verschiedenen Joint-Venture Formen

Joint Ventures können auch danach unterschieden werden, in welcher Beziehung die beteiligten Partner zueinander stehen. Handelt es sich um eine Kooperation von Unternehmen aus ähnlichen Branchen, so werden diese als „horizontale Joint Ventures“ bezeichnet. „Vertikale Joint Ventures“ entstehen, wenn Unternehmen kooperieren, die sich an verschiedenen Stellen in der Lieferkette befinden.

Vor- und Nachteile von Joint Ventures

Joint Ventures haben zahlreiche Vor-, aber auch Nachteile. Die Kooperation mit Partnerunternehmen kann rechtlich und wirtschaftlich vorteilhaft sein. Herausforderungen können sich unter anderem in der Aufteilung der Verantwortung oder unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen der Partner ergeben.

  • Vorteile

    • Ausgleich von Schwächen: Die Partner haben häufig das Ziel, durch ihre Zusammenarbeit etwaige individuelle Defizite auszugleichen.
    • Aufteilung der Kosten und Verluste: Durch die gemeinsame Unternehmung besteht die Möglichkeit der Risiko-Reduktion, zum Beispiel bei der Entwicklung eines neuen Produkts.
    • Nutzen der Stärken der beteiligten Unternehmen: Die aus der Zusammenarbeit entstehenden Synergieeffekte sind eines der wichtigsten Argumente für die Gründung eines Joint Ventures.
    • Bestmögliche Nutzung vorhandener Ressourcen: Die Marktzugänge und Kenntnisse der Partnerunternehmen können eingesetzt werden, um ein wirtschaftliches Ziel zu erreichen.
    •  Zugang zu neuen Ressourcen und Märkten: Joint Ventures ermöglichen einen stärkeren Markteintritt, als ein individuelles Unterfangen. Auch der Eintritt in eine neue Branche oder internationale Expansionen, beispielsweise nach China, sind denkbar.
    • Ausbau und Stärkung der Marktposition: Durch den Zusammenschluss steht den Partnern mehr Kapital zur Verfügung, um die Marktposition des Joint Ventures zu stärken. Dadurch können Konkurrenten in ihrer Marktposition geschwächt werden.
    • Wettbewerbsvorteil durch Austausch von Wissen und Technologien: Bei der Entwicklung eines Produkts kann der Austausch von Know-How zielführend sein und einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz ermöglichen.
    • Schnellere Reaktion auf Marktanforderungen: Durch die Bündelung von Know-How und Technologien sind die Partner der Unternehmung meist schneller in der Lage, auf aktuelle Marktanforderungen zu reagieren. Dies kann insbesondere in einer dynamischen Branche ein entscheidender Vorteil sein.
  • Nachteile

    • Entscheidungsfindung: In der Regel bestimmen die Anteile der Partnerunternehmen darüber, wie viel Entscheidungsgewalt ein Partner hat. Die Partner mit dem meisten Kapital besitzen meist die größten Anteile, was dazu führen kann, dass Entscheidungen über andere, kleinere Partner hinweg getroffen werden. Es ist auch denkbar, dass bei relativ gleichverteilten Anteilen die Entscheidungsfindung erschwert ist, wenn die Partner sehr verschiedene Vorstellungen haben.
    • Aufteilung von Führungsaufgaben: Insbesondere wenn sich die Partnerunternehmen in ihren Führungsstilen unterscheiden, kann die Aufteilung von Verantwortlichkeiten und Führungsaufgaben zum Problem werden.
    • Hoher Koordinationsaufwand: Zum Beispiel können kulturelle Unterschiede oder sprachliche Barrieren die Zusammenarbeit erschweren. Die Koordination dieser Unterschiede in der direkten Zusammenarbeit kann anspruchsvoll und herausfordernd sein.
    • Abfluss von Know-How: Durch die Kooperation kann der Schutz geistigen Eigentums und interner Informationen zur Herausforderung werden.
    • Aufteilung des Gewinns: In der Regel erfolgt eine Aufteilung des Gewinns auf Grundlage der Anteile am Joint Venture. Je kleiner der Anteil eines Unternehmens am Joint Venture ist, desto geringer fällt die Gewinnbeteiligung aus.
    • Haftung: Beteiligte Unternehmen können für Handlungen des Gemeinschaftsunternehmens haftbar gemacht werden, womit ein gewisses Risiko einhergeht. Die daraus resultierende Verantwortung sollte allen Partnern bewusst sein.
    • Zeitliche Begrenzung der Partnerschaft: Da das Vorhaben zeitlich begrenzt ist, sollten vorab Ausstiegsszenarien geplant werden.

    FAQ

    1. Was ist ein Joint Venture und wie unterscheidet es sich von anderen Unternehmenskooperationen?

    Ein Joint Venture ist eine Kooperation, bei der zwei oder mehr Unternehmen ein gemeinsames Unternehmen gründen, um ein Projekt oder Ziel gemeinsam zu verfolgen. Im Unterschied zu anderen Kooperationen gründen die Partner dabei meist eine eigene rechtliche Einheit und teilen sich Kapital, Risiko und Kontrolle.

    2. Welche Vorteile und Risiken birgt ein Joint Venture für die beteiligten Unternehmen?

    Die Vorteile bestehen vor allem in der Risikoteilung, dem Zugang zu neuen Märkten/Technologien, Synergien und geteilten Kosten.
    Mögliche Risiken bei Joint Ventures sind Interessenkonflikte, kulturelle Unterschiede, Kontrollverlust oder schwierige Entscheidungsfindungen.

    3. Wie wird ein Joint Venture rechtlich geregelt und vertraglich abgesichert?

    Ein Joint Venture wird durch einen Joint-Venture-Vertrag geregelt. Dieser enthält beispielsweise die Ziele, Kapitalanteile, Rechte und Pflichten der Partner, Entscheidungsstrukturen, Gewinnverteilung und Regelungen zur Auflösung. Oft wird zusätzlich eine eigene Gesellschaft gegründet.

    4. In welchen Fällen ist ein Joint Venture strategisch sinnvoll?

    Ein Joint Venture ist sinnvoll, wenn Unternehmen gemeinsam neue Märkte erschließen, Ressourcen teilen, technisches Know-how kombinieren oder Risiken bei Großprojekten minimieren wollen – z. B. bei Auslandsexpansionen.

    5. Wie kann ein Joint Venture aufgelöst oder beendet werden?

    Ein Joint Venture kann durch Zeitablauf, Zielerreichung, Vertragskündigung oder den Verkauf von Anteilen beendet werden. Die Details zur Beendigung (z. B. Abwicklung, Vermögensverteilung) sind im Joint-Venture-Vertrag geregelt.

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