Konfliktgespräche
unspecified - Fotolia.com

Das Konfliktgespräch als Chance: Konflikte im Unternehmen konstruktiv lösen

Das Wichtigste in Kürze

Konflikte sind in der täglichen Arbeit unausweichlich. Der Grund: Wo Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, Interessen und Wahrnehmungen zusammenarbeiten, treten Spannungen in den Vordergrund. Diese müssen jedoch nicht zwangsläufig negativ sein. Im Gegenteil: Ein professionell geführtes Konfliktgespräch bietet allen Beteiligten eine Chance zur Klärung, Weiterentwicklung und zur Verbesserung der Zusammenarbeit.

Viele Führungskräfte fühlen sich unsicher, wenn es darum geht, ein Gespräch über einen Konflikt zu führen. Dabei kann zum Beispiel ein strukturierter Leitfaden und ein klarer Ablauf zur Hand gehen, den Dialog sachlich und lösungsorientiert zu gestalten.

Warum Konfliktgespräche wichtig sind

Ein unausgetragener Streit, dauerhafte Spannungen im Team oder schwelende Missverständnisse können auf Dauer die Leistungsfähigkeit, Motivation und Beziehungen belasten. Wenn ein Konfliktgespräch unterbleibt, verhärten sich Fronten, Parteien nehmen Abwehrhaltungen ein und die Kommunikation wird schwieriger. Im schlimmsten Fall eskaliert die Situation oder endet mit einer Trennung.

Ein gut geführtes Konfliktgespräch kann jedoch:

  • gegenseitiges Verständnis fördern

  • die Bedürfnisse aller Beteiligten sichtbar machen

  • die Sichtweisen und Standpunkte beider Seiten würdigen

  • konkrete Lösungen ermöglichen

  • die Zusammenarbeit langfristig verbessern

Typische Ursachen von Konflikten

Um ein Konfliktmanagement erfolgreich zu führen, ist es wichtig, sich der Ursachen bewusst zu sein. Häufige Gründe für Konflikte sind:

  • unterschiedliche Kommunikationsstile

  • unklare Rollenverteilungen und Verantwortlichkeiten

  • Missverständnisse über Ziele oder Prioritäten

  • Konkurrenzdenken oder Neid bei anderen

  • persönliche Antipathien oder belastete Beziehungen

  • ungelöste Konflikte aus der Vergangenheit

Bildnachweis: Eigene Darstellung Perwiss Redaktion

Phasen eines Konfliktgesprächs

Ein strukturiertes Vorgehen hilft, das Konfliktgespräch zielgerichtet zu führen. Der folgende Leitfaden zeigt typische Phasen, an denen sich zum Beispiel der Chef, Führungskräfte oder auch ein neutraler Schlichter orientieren können:

1. Auftakt – Gesprächsrahmen schaffen
  • Der erste Schritt: Begrüßung und Erläuterung des Ziels des Gesprächs

  • alle beteiligten Personen werden eingeladen, offen zu sprechen

  • klare Regeln für den Dialog (z. B. ausreden lassen, respektvoller Umgang)

  • ggf. Hinweis auf Vertraulichkeit

2. Sichtweisen klären

Jede Seite der Konfliktparteien schildert im Gespräch ihre Wahrnehmung der Situation – ohne Unterbrechung durch das Gegenüber. Das hilft, die unterschiedlichen Standpunkte zu verstehen und Emotionen zu benennen.

3. Interessen identifizieren

In diesem Teil wird der Gegenüber gefragt: „Was liegt Ihnen am Herzen?“, „Was genau möchten Sie erreichen?“ So wird nicht nur das Problem, sondern dahinterliegende Bedürfnisse und Interessen der Mitarbeiter sichtbar.

4. Lösungen entwickeln

Jetzt geht es darum, gemeinsam nach umsetzbaren Lösungen für alle Parteien zu suchen. Hier ist Kreativität gefragt – es zählt nicht nur der eine „richtige“ Schritt, sondern der Dialog über Optionen.

5. Vereinbarungen treffen

Zum Abschluss werden konkrete Absprachen getroffen: Welche Personen tun was, bis wann? Ein möglicher Folgetermin kann helfen, die Umsetzung zu überprüfen.

Beispiel aus der Praxis

Ein typischer Fall: Zwei Mitarbeiter einer Abteilung geraten wiederholt aneinander – es geht scheinbar um Kleinigkeiten wie E-Mails, Aufgabenverteilungen oder Pausenzeiten. Die Führungskraft erkennt, dass sich die Konflikte auf das ganze Team übertragen.

Im Konfliktgespräch stellt sich heraus, dass beide Mitarbeiter unterschiedliche Arbeitsstile haben. Einer legt Wert auf direkte Kommunikation, der andere bevorzugt strukturierte Absprachen. Durch das Gespräch und das Sichtbarmachen ihrer Interessen gelingt es, eine neue Form der Zusammenarbeit zu definieren – mit mehr Klarheit und weniger Konflikten.

  • Tipps für Führungskräfte

    • Nehmen Sie Konflikte frühzeitig wahr und handeln Sie – Schweigen ist keine Lösung.

    • Schaffen Sie einen vertrauensvollen Rahmen für das Konfliktgespräch.

    • Bieten Sie auch Hilfe durch externe Mediatoren an, wenn interne Lösungen scheitern.

    • Fördern Sie in Ihrem Unternehmen eine offene Feedbackkultur.

Konflikte erkennen und emotional verstehen

Nicht alle Ursachen des Konfliktes sind auf den ersten Blick sichtbar. Häufig äußern sich Konflikte indirekt – durch Spannungen im Team, eine plötzliche Veränderung im Verhalten einzelner Mitarbeiter oder durch nachlassende Leistung. Hier sind Führungskräfte gefordert, nicht nur Zahlen, sondern auch zwischenmenschliche Signale ernst zu nehmen.

Arten von Konflikten

Konflikte lassen sich grob in drei Kategorien einteilen, was für ein zielführendes Konfliktgespräch hilfreich ist:

Sachkonflikte

Unterschiedliche Einschätzungen über Ziele, Aufgaben oder Prioritäten. Hier geht es oft um Fakten, Verfahren oder Kompetenzen.

Beziehungskonflikte

Diese basieren auf persönlichen Antipathien, verletzter Wahrnehmung oder fehlendem Verständnis zwischen den Parteien.

Rollen- und Zielkonflikte

Wenn Erwartungen unklar sind oder sich widersprechen, entstehen Konflikte. Ein Beispiel: Zwei Kollegen fühlen sich jeweils als „eigentliche“ Projektleitung.

Zu verstehen, welche Konfliktform vorliegt, hilft, das Gespräch richtig zu führen und passende Lösungen zu finden.

Die emotionale Wahrnehmung von Konflikten

Ein unterschätzter Aspekt im Konfliktmanagement sind Emotionen. Verletzte Gefühle, Enttäuschung oder Ärger prägen die Sicht der beteiligten Mitarbeiter – und blockieren mitunter eine sachliche Kommunikation. Hier hilft es, Emotionen nicht zu ignorieren, sondern sie im Gespräch wertschätzend zu benennen:

"Ich nehme wahr, dass dieses Thema Sie emotional sehr beschäftigt. Wollen Sie kurz schildern, was genau Sie belastet?"

So entsteht Raum für die eigentliche Ebene des Konflikts: die menschliche. Wird sie ernst genommen, verbessert sich häufig auch die Gesprächsatmosphäre und die Bereitschaft, sich auf Lösungen einzulassen.

Führungskräfte als Konfliktnavigatoren für beide Seiten

Nicht jede Führungskraft ist automatisch ein erfahrener Konfliktmoderator. Doch gerade im hektischen Büro-Alltag ist es entscheidend, dass Konflikte nicht ignoriert, sondern strukturiert angesprochen werden. Führung bedeutet in diesem Kontext:

  • Frühzeitig einzugreifen, bevor sich die Situation verhärtet

  • Neutral zu bleiben und alle Parteien gleich zu behandeln

  • Die Kompetenzen zu entwickeln, auch unangenehme Themen wertschätzend anzusprechen

  • Bei Bedarf externe Hilfe (z. B. Mediation) einzuholen

Langfristig zahlt sich dieser Einsatz aus: Teams arbeiten effizienter, vertrauensvoller und mit mehr Freude.

Was tun, wenn das Konfliktgespräch scheitert?

Nicht jedes Konfliktgespräch führt direkt zu einem Durchbruch. Es kann vorkommen, dass Konfliktparteien nicht bereit sind, sich zu öffnen oder dass es keine schnelle Lösung gibt. In solchen Fällen sind folgende Schritte sinnvoll:

Gespräch dokumentieren – damit getroffene Vereinbarungen festgehalten werden

Nächsten Termin vereinbaren – zur Reflexion und Überprüfung des Fortschritts

Externe Instanzen einschalten – z. B. HR, Betriebsrat oder professionelle Moderatoren

Grenzen aufzeigen, wenn das Verhalten einzelner den Betrieb stört

Auch hier gilt: Ein gescheitertes Gespräch ist nichts, was eine Führungskraft allein tragen muss. Die Organisation sollte klare Strukturen für den Umgang mit Konflikten bereitstellen.

Konflikte und Unternehmenskultur

Wie ein Unternehmen mit Konflikten umgeht, sagt viel über seine Kultur aus. Werden Konfliktgespräche aktiv geführt, Kommunikation offen gelebt und Bedürfnisse ernst genommen, entsteht eine Kultur der Verantwortung und Reifung. Eine solche Kultur fördert nicht nur das individuelle Wachstum der Mitarbeiter, sondern auch die Innovationskraft und Wandlungsfähigkeit des gesamten Unternehmens.

Deshalb sollten Konfliktgespräche nicht als letzte Maßnahme bei „Problemfällen“ verstanden werden, sondern als fester Bestandteil guter Führung und gesunder Zusammenarbeit.

pressmaster - fotolia.com
  • Checkliste für das Konfliktgespräch

    1. Gesprächstermin rechtzeitig vereinbaren

    2. Raum wählen, der Neutralität und Ruhe bietet (kein belebtes Büro)

    3. Ziel und Ablauf des Gesprächs definieren

    4. Eigene Haltung reflektieren (keine Abwehrhaltung)

    5. Notizen machen, aber nicht dominieren lassen

    6. Vereinbarungen dokumentieren

Konflikte als Chance begreifen

Ein Konfliktgespräch ist kein einfacher Weg – aber eine wirkungsvolle Methode. Es schafft im Vordergrund die Ebene für echte Klärung und kann verhärtete Fronten aufweichen. Konfliktparteien, die einander wieder zuhören, können gemeinsame Lösungen entwickeln. So wird aus einem scheinbaren Problem eine echte Entwicklungschance – für das Team, die Menschen und das gesamte Unternehmen.

Perwiss-Partner



Erhalten Sie regelmäßig
Fachinformationen
und
Praxis-Tools
für Ihre Personalarbeit.