Effizientes Job-Matching und wie KI das Personalwesen revolutioniert
Bildnachweis: Pirathipan Nanthakumar (Foto) sieht KI-Recruiting als Gamechanger - Slected.me

Effizientes Job-Matching und wie KI das Personalwesen revolutioniert

14. April 2023

Unternehmen müssen freie Stellen schnell besetzen und Jobsuchende möchten zu fairen Konditionen arbeiten. In Zeiten von Fachkräftemangel sind effiziente und für beide Seiten zufriedenstellende Lösungen notwendig. KI-basiertes Job Matching schafft die Voraussetzungen für schnelle und passgenaue Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Konstellationen. Pirathipan Nanthakumar, Gründer und CEO der Recruiting-Plattform Slected.me, erläutert im Gespräch die Chancen und Vorteile, die KI-gesteuertes Recruiting für beide Seiten hat.

Corona und Fachkräftemangel haben den Arbeitsmarkt verändert. Weshalb sprechen Experten heute von einem Arbeitnehmermarkt?

Fluktuation

„Die Fluktuationsrate für den gesamten Arbeitsmarkt steigt rasant: Waren es 2018 „nur“ ca. 7,7 Prozent, hat sich diese Zahl bis 2020 fast verdoppelt und liegt zu diesem Zeitpunkt bereits bei 13,6 Prozent. Diese Entwicklung, die auch mit dem Phänomen der „Great Resignation“, auch als „The Big Quit“ bekannt, in Zusammenhang steht, ist maßgeblich verantwortlich für die Entwicklung des Arbeitsmarkts hin zu einem Arbeitnehmermarkt. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Angestellte immer höhere Ansprüche und Erwartungshaltungen an ihre Arbeitgeber stellen und sich die Anzahl der Jobwechsel häuft.“

Fachkräftemangel

„Aus dem Arbeitsmarkt ist ein Arbeitnehmermarkt entstanden. Immer häufiger geben beim Recruiting nicht die Unternehmen den Ton an, sondern die Jobsuchenden. Wo früher die Unternehmen auswählen konnten, haben heute die Fachkräfte die Wahl. Gut ausgebildete „Babyboomer“ gehen verstärkt in den Ruhestand, die Folge sind fehlende Beschäftigte. Es werden viele Fachkräfte gesucht, z. B. im IT-Bereich, welche die digitale Transformation in den Unternehmen mitgestalten.“

Viele leben nach dem Motto „über Geld spricht man nicht“. Warum glauben sie, ist die Höhe des Verdienstes vielen Menschen so unangenehm?

Sozialisierung

„Uns wird schon früh in unserem Leben beigebracht, dass wir über Geld nicht sprechen sollen. Neben Fleiß, Ehrgeiz und Pünktlichkeit zählt für viele auch heute noch ein gewisses Maß an Bescheidenheit zu den „typisch deutschen“ Tugenden. Das hat zur Folge, dass wir zwar gern und viel über unsere Ziele und Wünsche, den Job und die Karriere sprechen, aber das Thema Geld mit Blick auf das Gehalt noch immer als Tabu sehen.“

Neid

„Während beispielsweise in den USA persönlicher Erfolg und Reichtum anerkannt und der tatsächlichen Leistung des Individuums zugesprochen wird, sieht die Sache in Deutschland noch immer ganz anders aus. Böse Zunge behaupten, wir Deutschen sind Weltmeister im Neiden. Wir haben einfach allzu oft ein Problem damit, wenn es anderen besser geht als uns. So wird hinter vorgehaltener Hand der Erfolg jener, die mehr haben, hinterfragt und Missgunst bis hin zu Neid zum Ausdruck gebracht. Das führt dazu, dass erfolgreiche Menschen weniger über ihre finanzielle Situation sprechen, da sie sich nicht zu angreifbar machen wollen.“

Rechtliche Gründe

„Ein weiterer Faktor sind die arbeitsrechtlichen Gründe. Viele Arbeitsverträge in Deutschland enthalten entsprechende Verschwiegenheitsklauseln. Was man in diesem Kontext gern als Diskretion beschreibt, wird in der Praxis von Arbeitnehmern häufig als Ausdruck eines gewissen Misstrauens von Seiten des Arbeitgebers ihnen gegenüber wahrgenommen. Dies hemmt natürlich einen offenen und transparenten Dialog zum Thema Geld und Gehalt in unserer Gesprächskultur.“

Weshalb ist es für Jobsuchende heute wichtig, ihren eigenen „Markt- und Arbeitswert“ zu kennen?

Dynamik des Arbeitsmarktes

„Die Globalisierung, technische Entwicklungen, Umwelt-Einflüsse und demografische Trends führen dazu, dass der Arbeitsmarkt sich zunehmend dynamisch entwickelt. Das bedeutet, dass der ohnehin schon sehr schwer zu verstehende und zu erfassende Arbeitsmarkt ein immer komplexeres und dynamischeres System darstellt. Für einzelne Arbeitnehmer ist es daher fast unmöglich, sich selbst einen umfassenden und möglichst objektiven Überblick über die Arbeitsmarktsituation zu verschaffen. Daraus resultierten für Arbeitnehmer oftmals ungünstige Situationen, indem beispielsweise Gehälter bei ähnlicher Qualifikation und Motivation sehr unterschiedlich sein können. Gleichzeitig ist eine Zuordnung von offenen Stellen und Arbeitssuchenden nicht immer ideal. Es kann vorkommen, dass eine Karriereplanung auf Basis von falschen Annahmen in eine falsche Richtung führt. Die Intransparenz führt darüber hinaus manchmal zu einer Diskrepanz zwischen den Interessen und Präferenzen von Arbeitnehmern und dem aktuellen Beruf.“

Wissensvorsprung durch Arbeitgeber

„Bislang liefen Gehaltsverhandlungen doch so ab, dass der Arbeitgeber mit dem Arbeitnehmer Poker spielt, und dabei weiß, welche Karten dieser hat. Ein Zustand, der sich unbedingt ändern muss. Bisherige Ansätze des Gehaltsvergleichs greifen da zu kurz. Sehr oft ist hier einzig die Anzahl der Jahre an Berufserfahrung der ausschlaggebende Parameter im Job-Leben. Mit dem Wissen um den eigenen, realen und individuellen Marktwert können sich Arbeitnehmer besser orientieren und ihre Karriere weiterentwickeln. Damit entsteht ein Mehr an Transparenz und Arbeitnehmer wie Arbeitgeber begegnen sich auf Augenhöhe. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, können intelligente Algorithmen eingesetzt werden, die dabei helfen, das „System“ Arbeitsmarkt besser zu verstehen. Neue KI-Entwicklungen und die Verwendung von Nutzer-Daten sollen mehr Transparenz und Fairness in diese Branche bringen.“

Inwiefern kann der Vergleich von eigenen Skills mit den Fähigkeiten und dem Know-how von anderen für meine Karriere hilfreich sein?

„Fachkräfte, die auf dem Karriereweg und vor allem der Gehaltsleiter aufsteigen wollen, benötigen die Tools und das Wissen, das eigene Gehalt und den eigenen Marktwert besser zu verstehen. Auf unserer KI-basierten Plattform können sich Talente mit gut bezahlten Fachkräften vergleichen und Optimierungshinweise für ihren Karriereweg erhalten. Für jedes aufgerufene Jobprofil erscheint ein Vergleichswert, der für den eigenen Karriere-Boost genutzt werden kann.“

„Der Vergleich mit anderen ist vor diesem Hintergrund gleich mehrfach hilfreich: Zum einen kann ich als Arbeitnehmer sehen, welche Gemeinsamkeiten ich hinsichtlich meiner Fähigkeiten mit anderen habe, und verschaffe mir so ein gewisses Maß an Orientierung und Sicherheit. Zum anderen kann ich sehr genau die Unterschiede sehen, an denen ich arbeiten und die ich mit Blick auf meine Karriere berücksichtigen muss.“

„In der Praxis kann das bedeuten, dass ich jemanden mit einem sehr ähnlichen Karriereweg sehe, dessen Marktwert jedoch deutlich höher beziffert wird. Durch die vielschichtigen Vergleichsmöglichkeiten kann ich dann genau schauen, welcher Parameter, z. B. eine weitere Fähigkeit wie das Beherrschen einer weiteren Fremdsprache, hier ausschlaggebend für den besseren Wert im Vergleich zu mir ist. Auf dieser Basis kann ich dann gezielt planen, welche nächsten Schritte für meine individuelle Karriereplanung zur Steigerung meines Marktwerts nötig sind.“

Was kann KI bei der Suche nach Talenten für Unternehmen leisten und warum lassen sich so die Kosten pro Recruiting-Prozess senken?

„Künstliche Intelligenz kann Unternehmen dabei helfen, im Handumdrehen Spitzenkandidaten zu finden. Wo andere Recruiting-Methoden oft Wochen oder gar Monate benötigen, liefert die KI innerhalb weniger Minuten genau die passende Fachkraft basierend auf mehreren Millionen Datenpunkten. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die zeitaufwendigen und sich wiederholenden Aufgaben, die mit der Mitarbeitersuche verbunden sind, werden durch eine zeit- und kosteneffiziente Automatisierungslösung ersetzt. Die KI erfasst dafür völlig autonom die individuellen Anforderungen an die zu besetzende Position und bringt diese mit den richtigen Kandidaten zusammen. Die gezielte Suche der Jobkandidaten, unterstützt durch Künstliche Intelligenz, ist hier ein echter Gamechanger bei der Kostensenkung im Recruiting für Unternehmen.“

Was macht Recruiting-Plattformen für Jobsuchende und Unternehmen zu einem so wichtigen Werkzeug?

„Der wesentliche Vorteil besteht hier für beide Seiten ganz klar im automatischen Job Matching. Ein Job Matcher ist ein Algorithmus, der die Anforderungen der Stelle und die Kompetenzen der unterschiedlichen Kandidaten abgleicht und einen Grad der Übereinstimmung feststellt. Kurzum: Match heißt, es muss passen.“

  • Für Unternehmen

    „Für Recruiter bedeutet dies, dass es eine offene Stelle gibt, die schnell, effizient und passend besetzt werden soll. Als Recruiter stellt man dem Job Matcher nun die Informationen über die Stelle zur Verfügung, d. h. ein Anforderungsprofil über die zu leistenden Tätigkeiten und gewünschten Qualifikationen. Dazu zählen im Übrigen auch weitere relevante Rahmenbedingungen wie beispielsweise soziale Leistungen oder Dienstwagen, die ein Unternehmen bietet. In der Regel gibt es viele Kandidaten und Kandidatinnen, die sich bewerben oder infrage kommen. Der Kandidat oder die Kandidatin mit der höchsten Übereinstimmung ist der beste Job Match. Natürlich sollten Personalveratwortliche die letztendliche Entscheidung über die Besetzung der Stelle nicht vollständig dem Algorithmus überlassen. Gespräche mit den Bewerbern und Bewerberinnen sind weiterhin unumgänglich, aber der Algorithmus kann bei der Vorselektion der Kandidatinnen und Kandidaten viel Arbeit abnehmen und die potenziell besten Bewerber für Dich herausfiltern.“

  • Für Jobsuchende

    „Auf Seite der Jobsuchenden heißt dies wiederum, sie geben die wichtigsten Informationen über ihre Kompetenzen, Fähigkeiten, Qualifikationen und Erfahrungen in das Tool ein. Außerdem sollten sie sich zu ihrer Gehaltsvorstellung und anderen Rahmendaten wie gewünschten Arbeitszeiten, Reisebereitschaft, etc. äußern. Am Ende steht ein aussagekräftiges Bewerberprofil, mit dem der Job Matcher arbeiten kann. Ab da heißt es: Gefunden werden, statt finden - dank smartem Algorithmus, basierend auf Künstlicher Intelligenz.“

    „Danach startet der eigentliche Matching Prozess. In der Datenbank sucht der Job Matcher nach hohen Übereinstimmungen zwischen Unternehmen und Jobsuchenden. Bewerberprofil und Jobprofil müssen also zueinander passen. Für einen schnellen und effektiven Abgleich gibt es intelligentes Job Matching wie das von Slected.me. Dank Künstlicher Intelligenz erfolgt dieser in Minutenschnelle. Dazu stellen Unternehmen das Jobprofil zur Verfügung und Slected.me führt das Job Matching in einer Datenbank mit mehreren Tausend Bewerberinnen und Bewerbern durch. Dafür benötigt die KI lediglich die wichtigsten individuellen Anforderungen an eine zu besetzende Stelle. Mit Informationen über das Gehalt, gewünschte Berufserfahrung und erforderliche Qualifikationen kann der Job Matcher schon nach kürzester Zeit den besten Kandidaten für einen ausgeschriebenen Job identifizieren.“

Welchen Rat geben sie Leuten, die auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz sind, worauf sollten sie besonders achten?

„Kernidee von Slected.me ist der Grundsatz, dass das Gehalt kein Tabuthema mehr sein sollte und jeder Mensch entsprechend seiner Fähigkeiten und Erfahrung bezahlt wird. Daher hat die faire Bezahlung eine hohe Priorität bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber.

Hinzu kommt, dass jeder Bewerber sich in dem vorhandenen Team wohlfühlen sollte. Wie ist es zusammengesetzt, wie sieht die gegenseitige Unterstützung aus? Wie ist es um die Teamfähigkeit bestellt? Wer lieber eigenständig und kreativ arbeitet, muss darauf achten, sich auf eine entsprechende Position zu bewerben und nicht gerade für eine Stelle in einem Großraumbüro.

Wichtig ist auch der Fokus auf das vom Unternehmen angebotene Produkt bzw. die Dienstleistung. Sie sollte zu den eigenen Interessen passen. Damit erhöht sich automatisch auch die Identifikation mit den Produkten und dem Unternehmen und dadurch auch die Motivation.

Schließlich sollte die Firma eine Stelle anbieten, die möglichst mit den persönlichen Zielen des Arbeitssuchenden zusammenpasst. Wie sind die Arbeitszeiten, die Aufstiegschancen, welche Fortbildungen werden ermöglicht? All das gehört ebenfalls dazu, sich an einem Arbeitsplatz wohlzufühlen und die Weichen so zu stellen, dass die gesetzten beruflichen Ziele in greifbare Nähe rücken.“

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