Ausbildungsmarketing

Ausbildungsmarketing als strategischer Erfolgsfaktor

28. Juni 2010
Oliver Lilie
Oliver Lilie
Perwiss-Experte für Führung und Change Management

Der Fachkräftemangel wird immer dramatischer. Besonders Nachwuchsfachkräfte sind auf dem Arbeitsmarkt immer weniger, in manchen Branchen gar nicht mehr verfügbar. Darum konzentrieren sich immer mehr Arbeitgeber darauf, Fachkräfte selbst auszubilden. Doch die duale Berufsausbildung kränkelt. Einerseits sind aufgrund der demografischen Entwicklung immer weniger Jugendliche vorhanden, die eine Ausbildung aufnehmen können. Andererseits ist für viele Jugendliche ein Studium die erste Wahl für den Berufsstart.

Es sind gute Lösungen für die Gewinnung der passenden Zielgruppen im Rahmen eines professionellen Ausbildungsmarketings gefragt! Lesen Sie in unserem Beitrag, wie Ihnen das Recruiting von AZUBIS besser gelingt.

Das Wichtigste zu Ausbildungsmarketing in Kürze:
  • Die Gewinnung von Fachkräften und AZUBIS wird Betriebe zukünftig zunehmend vor Schwierigkeiten stellen.

  • Ohne ein erfolgreiches Ausbildungsmarketing ist es nicht möglich, passende Jugendliche als AZUBIS zu gewinnen. Dafür sollte jeder Arbeitgeber ein auf seine Zielgruppe zugeschnittenes Konzept entwickeln.

  • Betriebe müssen für Jugendliche und Bewerber verständlich über geeignete Kanäle vermitteln, was sie als Arbeitgeber auszeichnet. Dafür stehen vielfältige Tools zur Verfügung.

So gehen Sie vor:
  • Verschaffen Sie sich einen Überblick zu Ihrer aktuellen Situation beim Recruiting von Auszubildenden! Was sind Ihre Stärken und Schwächen, wenn Sie Jugendliche und potenzielle Auszubildende ansprechen?
  • Leiten Sie daraus ab, welche Ziele besonders bedeutsam für Ihren Betrieb sind!
  • Entwickeln Sie auf Basis des vorhandenen Budgets und der Ziele ein Konzept, das zu Ihrem Betrieb passt!
  • Setzen Sie die Kanäle und Aktionen ein, um Jugendliche aus Ihrer Zielgruppe zu erreichen, die zu Ihnen passen und sich von Wettbewerbern abheben!
  • Kontrollieren Sie die Wirksamkeit mit geeigneten Kennzahlen und passen Sie Ihr Konzept bei Bedarf an!

Warum ist Ausbildungsmarketing ein zentrales Thema?

Die Tage, in denen selbst in kleinen Unternehmen eine „Flut“ an Bewerbungen von Schülerinnen und Schülern einging und diese ihre zukünftigen Auszubildenden aus einem Pool von Bewerbenden auswählen konnten, sind schon lange vorbei.

Trend WuerfelBildnachweis: stock.adobe.com

Um zukunftsfähig zu sein, müssen sich nicht nur KMU, sondern auch die unter (zukünftigen) Fachkräften bekannten Konzernriesen, darüber Gedanken machen, wie sie auf diese Herausforderung mit neuen Konzepten und innovativen Ideen reagieren. Ausbildungsmarketing spielt eine zentrale Rolle.

Das heißt, Betriebe sollten sich unter anderem die folgenden Fragen stellen:

  • Wie mache ich auf uns als Arbeitgeber allgemein und als Ausbildungsbetrieb im Besonderen aufmerksam?
  • Wie sieht meine zielgruppengerechte Ansprache potenzieller Auszubildender aus?
  • Wie hebe ich mich am besten von meinen Wettbewerbern im "Kampf" um AZUBIS ab?
  • Über welche Kanäle kann ich am besten Jugendliche ansprechen?
  • Was sind mögliche Maßnahmen, die Betriebe im Rahmen von Ausbildungsmarketing ergreifen können?
  • Was sind Botschaften und Erfolgsfaktoren unseres praktizierten Ausbildungsmarketings?
  • Welches Konzept des Ausbildungsmarketings passt für unseren Betrieb am besten?

Vor welchen Herausforderungen steht die berufliche Ausbildung in Deutschland?

Zum oben genannten Nachwuchs- und Fachkräftemangel kommen weitere Problemstellungen hinzu, mit denen die berufliche Ausbildung an sich zu kämpfen hat:

  • das Vermögen von Betrieben, Jugendliche mit schwierigen Startchancen zu integrieren
  • die sich rasch verändernden und dabei häufig steigenden Anforderungen an die Arbeitsplätze und damit auch an die AZUBIS
  • die Integration von geflüchteten Menschen in das Ausbildungssystem
  • die Nutzung von Studienabbrechenden als wichtige Ausbildungsressource
  • die Berücksichtigung neuer Produktionskonzepte (Industrie 4.0) und die Chancen der Digitalisierung von Arbeit
  • neue Wertesysteme bei Jugendlichen (Stichworte sind hierbei Generation Y und Z!)

Wie sieht die Ausbildungssituation in deutschen Unternehmen aus?

Viele Betriebe stehen aktuell vor folgenden Problemen, die sich immer mehr verschärfen:

  • auf angebotene Ausbildungsplätze bewerben sich zu wenig oder keine Schülerinnen und Schüler,
  • Jugendliche haben falsche Vorstellungen von der Ausbildung, 
  • es bewerben sich Schülerinnen und Schüler mit unzureichenden Voraussetzungen und
  • Ausbildungsverhältnisse werden vor Beendigung abgebrochen oder durch die Betriebe gekündigt.

Worauf kommt es den Jugendlichen an?

Jährlich führt die u-Form Testsysteme die Studie AZUBI-Recruiting Trends durch. Die Ergebnisse der Jahre 2017 und 2018 zeigen auch heute noch, wo die Probleme für Unternehmen liegen.

Cheerful female clerk welcoming business partner by shaking hand as sign of future achievements and prospects closeupBildnachweis: stock.adbobe.com

  • Der Wettbewerb nimmt zu!

    Während es vor 2010 noch einen Bewerberüberhang gab, müssen sich Schülerinnen und Schüler heute nicht mehr so stark "nach einem Ausbildungsplatz strecken". 57 Prozent haben mehr als ein Angebot für eine Ausbildung erhalten und 23 Prozent der Bewerber schreiben weniger als sechs Bewerbungen.

  • Ich komme nicht!

    Jeder 10. AZUBI tritt trotz Vertragsabschluss die Ausbildung nicht an und ca. ein Viertel der Bewerber erscheint nicht zum Bewerbungsgespräch.

  • WhatsApp &CO lässt grüßen!

    Ca. 42 Prozent der AZUBIS halten sich selbst bezogen auf den Einsatz von neuen Technologien auf dem neuesten Stand. Dies sagen sogar fast 70 Prozent der Ausbilderinnen und Ausbilder über die Auszubildenden. Trotzdem lehnen über die Hälfte WhatsApp oder Snapchat im Bewerbungsprozess ab. Hingegen befürworten fast 65 Prozent Chatbots, um über Ausbildungsstellen informiert zu werden.

Definition: Was bedeutet Ausbildungsmarketing und was kann damit erreicht werden?

Ausbildungsmarketing kann wie folgt beschrieben werden:

  • Ausbildungsmarketing umfasst alle Aktivitäten, die dazu beitragen, die angebotenen Ausbildungsplätze mit geeignetem Nachwuchs zu besetzen.
  • Ausbildungsmarketing ist die Strategie, durch die Kombination verschiedener Instrumente und Aktivitäten Auszubildende zu gewinnen und zu binden.

Mit einem erfolgreichen Ausbildungsmarketing haben Betriebe auch zukünftig gute Chancen:

  • die Aufmerksamkeit bei potenziellen Bewerbenden frühzeitig zu wecken,
  • ausreichend geeignete Bewerbende anzusprechen,
  • die Auswahl der geeigneten Bewerberinnen und Bewerber zu verbessern sowie
  • die langfristige Entwicklung und Bindung der besten Auszubildenden an das Unternehmen sicherzustellen.

Wenn Maßnahmen des Ausbildungsmarketings, die auf die Zielgruppe abgestimmt sind, sich synergetisch ergänzen und zu Alleinstellungsmerkmalen im Wettbewerb führen, dann können folgende messbare Vorteile durch das Ausbildungsmarketing erschlossen werden:

  • Steigerung der Qualität der Bewerbenden
  • Steigerung der Anzahl der Bewerbenden
  • Gewinnung von Wissen über die Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen der zukünftigen AZUBIS und damit Ansätze zur Personalentwicklung und -bindung
  • Verbesserung der Candidate Experience
  • Verringerung des Aufwands und der Kosten für die Suche nach geeigneten Bewerbenden
  • Vermittlung eines realistischen Einblicks für Schülerinnen und Schüler in den späteren Beruf und dadurch Verringerung von Ausbildungsabbrüchen
  • Steigerung des Images des Unternehmens als guter Arbeitgeber (Employer Branding)

Gibt es einen Unterschied zwischen Ausbildungs- und Berufemarketing?

Tatsächlich besteht zwischen diesen Begriffen sowie den Inhalten und Maßnahmen, die sich dahinter verbergen, ein Unterschied.

Beim Ausbildungsmarketing ist festzuhalten, dass die Initiatoren bzw. die Durchführenden entsprechender Maßnahmen immer Unternehmen sind. Anders verhält es sich mit dem Berufemarketing. Hinter diesem stehen oft Unternehmensverbände/-netzwerke, also Vereinigungen von Unternehmen zur Förderung und Durchsetzung gemeinsamer Interessen, oder Kammern, wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) oder die Handwerkskammer (HWK). Ziel des Berufemarketings ist es, Informationen über noch nicht ausreichend bekannte oder neue Ausbildungsberufe wirksam an potenzielle Fachkräfte und zukünftige AZUBIS zu kommunizieren. Oft geschieht dies in Form eines berufsspezifischen Imagefilms.

Mit welcher Vorgehensweise kann Ausbildungsmarketing umgesetzt werden?

Wie bei vielen Personalprozessen steht auch beim Personalmarketing an erster Stelle ein passendes Konzept. Der Prozess für ein erfolgreiches Ausbildungsmarketing kann in fünf Schritte gegliedert werden.

Ausbildungsmarketing ProzessBildnachweis: Eigene Darstellung der PERWISS-Redaktion

1. Ziele formulieren

Ziele dienen der Orientierung und sind Ansatzpunkte für die zielgerichtete Steuerung und kontinuierliche Verbesserung des Prozesses. Außerdem ermöglicht die Formulierung von Zielen eine abschließende Erfolgskontrolle. Ziele können beispielsweise sein:

  • Die Steigerung der Anzahl eingehender Bewerbungen um Ausbildungsplätze um 30%.
  • Die Erhöhung der Quote der geeigneten Bewerbenden um 15%.
  • Die Gewinnung von jährlich vier Auszubildenden.
  • Die spezifische Ansprache von Studienabbrechenden als konkrete Zielgruppe.

TOOL-TIPP: Wir bieten Ihnen 20 Kennzahlen für das Recruiting von Auszubildenden in unserem gleichnamigen Tool.

2. Zielgruppe(n) definieren

Falls nicht schon während der Zielformulierung geschehen, werden in diesem Schritt eine oder mehrere Zielgruppen definiert. Mögliche Zielgruppen können zum Beispiel Abiturientinnen und Abiturienten, Studienabbrechende oder Jugendliche aus der Region sein. Jedes Unternehmen legt individuell den Rahmen für seine Zielgruppen zur Gewinnung von AZUBIS fest. Als Zielgruppen für das Ausbildungsmarketing sollten Unternehmen nicht nur potenzielle Auszubildende selbst, sondern auch Freunde/innen und Klassenkameraden/innen sowie Multiplikatoren wie Lehrer/innen, Familie, Eltern und Beschäftigte betrachten. Besonders Eltern sind eine wichtige Zielgruppe, da diese laut Studien maßgeblichen Einfluss auf die Berufswahl haben.

3. Konzept planen

Das Konzept sollte sich ebenfalls an den Kenntnissen über den (über-)regionalen Markt der verfügbaren Fachkräfte orientieren. Dabei ist es für Betriebe wichtig, ausreichend Daten über den relevanten Ausbildungsmarkt und die Ausbildungssituation zu sammeln. Es sind Instrumente sowie Aktivitäten im Konzept zu wählen, die den Arbeitsmarktdynamiken und -mechanismen gerecht werden. Unsere Erfahrungen zeigen, dass insbesondere bei kleineren Unternehmen und bei gängigen Berufen der Bewerbungsradius der Kandidaten unter 25, meist sogar unter 20 Kilometern liegt. Dies ist ein besonders wichtiger Faktor bei der Festlegung der Instrumente und Maßnahmen.

4. Instrumente und Maßnahmen einsetzen

Instrumente und Maßnahmen sollten so ausgewählt und eingesetzt werden, dass sie sich in die Gesamtstrategie des Unternehmens eingliedern. Außerdem können diese sinnvoll kombiniert werden, um einen effektiven Marketing-Mix zu erhalten.

TOOL-TIPP: Nutzen Sie unser Tool „Ideenliste Ausbildungsmarketing“ zur Entwicklung und Umsetzung Ihres individuellen Konzeptes zum Ausbildungsmarketing! Das Tool bietet 40 vorbewertete Ideen.

5. Erfolg kontrollieren

Im letzten Schritt geht es vor allem darum, sich mit folgenden Fragen kritisch auseinander zu setzen und Konsequenzen für das umgesetzte Ausbildungsmarketingkonzept abzuleiten: Inwieweit wurden die gesetzten Ziele oder Kennzahlen erreicht? Inwieweit ist das finanzielle und zeitliche Budget eingehalten worden? Wo weist das Konzept Verbesserungspotenzial auf? Was bringt gute Effekte?

TOOL-TIPP: Prüfen Sie die Wirksamkeit Ihrer Maßnahmen und Ideen mit unserem Tool „Effektivitätsanalyse Ausbildungsmarketing“!

Was sind wichtige Erfolgsfaktoren beim Ausbildungsmarketing?

Der Erfolg von Maßnahmen zum Ausbildungsmarketing kann von verschiedenen Faktoren abhängen. So sind Aktivitäten tendenziell erfolgreicher, wenn sie Alleinstellung haben oder einen gewissen Überraschungseffekt aufweisen. Auch können Auszubildende mit in die Ausgestaltung einbezogen werden. So bleiben Unternehmen stets am „Nerv der Zeit“.

TOOL-TIPP: Mehr über Erfolgsfaktoren und Botschaften von Ausbildungsmarketing finden Sie unserem „gleichnamigen Tool“!

Was die besten Maßnahmen zur Gewinnung von Auszubildenden?

Diese Frage lässt sich nur schwer pauschal beantworten, denn die Auswahl und die Zusammenstellung der Maßnahmen sollten sich individuell nach dem Unternehmen sowie nach dem Unternehmensumfeld richten. Eine erste Maßnahme kann die angemessene und interessante Gestaltung von Stellenanzeigen sein.

Maßnahmen AusbildungsmarketingBildnachweis: Eigene Darstellung der PERWISS-Redaktion

Maßnahmen zum Ausbildungsmarketing können beispielhaft in sechs Kategorien eingeteilt werden:

1. Zusammenarbeit mit Schulen
  • Angebot von Schülerpraktika

  • Durchführung von Informationsveranstaltungen für Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern an Schulen

  • Sponsoring der Schule(n) mit der/denen das Unternehmen kooperiert

  • Anzeigen in Schülerzeitungen

  • Gesponsortes Unterrichtsmaterial

2. Messen und Firmenkontaktveranstaltungen
  • Teilnahme an regionalen/überregionalen Firmenkontaktveranstaltungen

  • „Tag der offenen Tür“

  • Girls- oder Boys-Day

  • Organisation von Schulmessen gemeinsam mit anderen regionalen Unternehmen

  • Speeddating mit Schülerinnen und Schülern in Bussen oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln

3. Nutzung des Internets (inkl. Social Media)

Die besten Social Media laut Trendence Schülerbarometer 2019 sind Whatsapp, Instagram, Facebook, YouTube und Facebook Messenger. Beachten Sie, dass die Bedeutsamkeit einzelner Social Media für Social Media Recruiting sich kontinuierlich verändert. So gewinnen seit ca. 2020 TikTok und Instagram zunehmend an Bedeutung. Im Einzelnen helfen generell im E-Recruiting hier:

  • Darstellung und Angebot der Ausbildungsberufe auf einer speziellen Auszubildenden-Website

  • AZUBI-Blogs oder -Vlogs

  • Marketing durch Influencer

  • Ansprache und Information von Schülerinnen und Schülern über Messenger-Dienste

  • Video über die Ausbildung auf YouTube oder der eigenen Webseite

  • Einstellen eines Bewerbungsratgebers auf der eigenen Karrierewebseite

  • Digitale Ausbildungsmessen

TOOL-TIPP: Mit dem Ausbildungsmarketingkalender bringen Sie Ihre Maßnahmen in die richtige Reihenfolge. Sie behalten den Überblick, was aktuell läuft und was noch geplant ist.

TOOL-TIPP: Wollen Sie Ihre eigene Karrierewebseite gestalten? Dabei kann Sie unsere „Toolbox Karrierewebseiten“ unterstützen!

4. Nutzung konventioneller Medien (Print, Funk, TV, …)
  • Informieren über die Ausbildung und Ausbildungsplätze in der Mitarbeiterzeitung

  • Veröffentlichung von Ausbildungsplätzen in regionalen Zeitungen

  • Erstellen und Verteilen von Freecards mit "Hingucker-Effekt" (Vergessen Sie nicht hier den Verweis auf Ihre Karrierewebseite!)

5. Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen und Branchenverbänden
  • Kooperation mit Berufsinformationszentren (BIZ)

  • Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit

6. Nutzung besonderer Werbeträger
  • Straßenbahn als fahrender Werbeträger

  • Werbung auf der Brötchentüte

  • Werbung auf dem Firmenfahrzeug

  • Bedrucken von Kinokarten mit Ausbildungsanzeigen (Dies funktioniert gut im ländlichen Raum!)

Was ist besonders für den kleinen Geldbeutel geeignet und wirksam?

Kostengeringes AusbildungsmarketingBildnachweis: Eigene Darstellung der PERWISS-Redaktion

Empfehlungsprogramme

Motivieren Sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie natürlich die eigenen AZUBIS als Ausbildungsbotschafter und -recruiter aktiv zu werden. Selbst bei einer "Kopfprämie" ist dies in der Regel ein guter Deal. Die Qualität und Passfähigkeit der Bewerbenden stimmt fast immer bei den empfohlenen Kandidaten und auch die Kosten für das Recruiting sind bedeutend geringer, als über andere Recruitingkanäle.

Nutzung von Firmengebäude oder Firmenfahrzeugen als Werbefläche

Viele Betriebe haben eine strategisch gute Lage ihres Firmengebäudes (z. B. am Weg zu einer Schule, an einer Bushaltestelle, direkt an der Ampel, vor der gehalten wird). Bringen Sie am Firmengebäude gut sichtbar Hinweise auf Ausbildungsplätze, Praktika, Tage der offenen Tür oder den Girls- bzw. Boys-Day an. Wenn Sie ein Filialsystem haben (z. B. Bäckereien), nutzen Sie die Verkaufsräume oder Schaufenster, um auf offene Ausbildungsplätze aufmerksam zu machen. Machen Sie Ihre Firmenwagen zur Werbefläche für Ausbildungsplätze. Insbesondere Handwerksbetriebe verfügen über eine kleine oder auch größere Fahrzeugflotte, die für Aufmerksamkeit im Stadtgebiet sorgt, wenn diese mit Hinweisen auf offene Ausbildungsplätze wirbt.

Guerilla Marketing

Ein großer Vorteil von Guerilla Marketing ist die direkte Ansprache der Zielgruppe, die man erreichen will. Lassen Sie Ihre AZUBIS eine "verrückte" Werbekampagne durchführen. Stellen Sie diese mit kleinen Give-Aways vor das Stadtbad im Sommer (z. B. mit aufblasbaren Bällen mit Ausbildungsplatzwerbung) oder im Winter vor die Rodelbahn bzw. die Eislaufhalle. Auch Bushaltestellen zu Schulbeginn und Schulende sind gute Plätze für Guerilla Aktionen. Seien Sie kreativ, im Rahmen des Erlaubten.

Wichtige Maxime beim Guerilla Marketing: "Wählen Sie Aktivitäten aus, die zu Ihrem Unternehmen passen! Bleiben Sie authentisch!"

TIPP: Lassen Sie Ihre AZUBIS ein Brainstorming durchführen, welche Aktion geeignet ist und Ihnen Spaß macht.

Kontaktmöglichkeiten auf Augenhöhe

Entsenden Sie Auszubildende in Schulen und auf Ausbildungsmessen. Wenn zwischen Recruiter und Bewerbenden zwei oder drei Jahre Altersunterschied liegen, ist die Kommunikationsbarriere bedeutend geringer. Gleichzeitig ist dies eine hervorragende Personalentwicklungsmaßnahme für Ihre Auszubildenden. Eltern sind wichtige "Influencer" bei der Wahl des Ausbildungsplatzes ihrer Kinder. Laden Sie Eltern zu Informationsmaßnahmen in Ihren Betrieb ein oder gehen Sie aktiv auf Elternabende. Informieren Sie dort über Ihre angebotenen Ausbildungsmöglichkeiten. Nebeneffekte, die Sie bei Ihren Auszubildenden erzielen, sind das Erreichen zusätzlicher Motivation und die Förderung der kommunikativen und sozialen Kompetenzen.

Ein Lead ziehen

Wenn Sie den Kontakt zu einer Schule aufgebaut haben, die zu Ihrem Unternehmen passt, dann eignen sich folgende Maßnahmen um immer wieder Bewerbende zu generieren, die bereits eine emotionale Bindung zum Unternehmen aufgebaut haben:

  • Veranstalten Sie ein Fußball- oder Beachvolleyballturnier zwischen Unternehmens- und Schulmannschaften!
  • Bieten Sie kontinuierlich Schülerpraktika an!
  • Inserieren Sie in Abschlusszeitungen Ihre Ausbildungsplätze!

Es muss kein oskarreifer Film sein!

Selbst kleine Unternehmen können mit einem witzigen Youtube-Video viral gehen. Ein gutes Beispiel liefert die Glaserei Sterz. Das passende Video dazu gibt es hier.

Wie kann der Erfolg von Ausbildungsmarketing gemessen werden?

Wenn man die Wirksamkeit seines Marketings messen will, kommt man an gut ausgewählten Kennzahlen nicht vorbei. dafür benötigt man passende Tools. Ebenso sollten Betriebe überlegen, welche Kennzahlen zu ihren Zielen bzw. zum Konzept passen. Was heißt dies? Hier einige Beispiele:

Beispiel 1: Sie haben vor, einen neuen Marketingkanal im Rahmen Ihres Recruitings zu eröffnen. Für diesen planen Sie ein Budget. Sicher macht es Sinn zu ermitteln, wie sich diese Investition über den Jahresverlauf rentiert.

Beispiel 2: Sie wollen überprüfen, über welchen Kanal die meisten Bewerbungen ins Haus kommen. Davon wollen Sie die Entscheidung ableiten, welche Kanäle Sie im kommenden Jahr ausbauen und welche Sie evtl. schließen.

Beispiel 3: Sie erhalten unwahrscheinlich viele Bewerbungen über einen bestimmten Recruiting-Kanal. Jedoch passen die Bewerbenden nicht. Sie wollen davon ableiten, wie Sie den Recruiting-Kanal umgestalten müssen, damit das gewünschte Ergebnis im nächsten Jahr erreicht wird.

Besonders interessante Kennzahlen für das Ausbildungsmarketing sind aus Sicht des Perwiss-Teams:

  • Rückmeldedauer Bewerbungseingang
  • Weiterempfehlungsquote
  • Nicht Erscheinensquote zum Bewerbungsgespräch
  • RecruitingkanalqouteRecruitingkanaleffizienz
  • Candidate-Conversion-Rate

TOOL-TIPP: Das Tool. "Kennzahlen für das Recruiting von Auszubildenden" bietet Ihnen mit 20 beschriebenen Kennzahlen eine solide Grundlage für die Gestaltung Ihres Kennzahlen-Portfolios.

Was kommt mit der Generation Z auf Unternehmen und deren Ausbildungsmarketing zu?

Die Generation Z sind die ab 1999 geborenen Personen. Sie zeichnen sich durch ein Verhalten und Wertvorstellungen aus, die sich stark von den anderen Generationen abheben.

Social mediaBildnachweis: Rey - stock.adobe.com

Prägend sind insbesondere:

  • die ständige Nutzung von Social Media, auch im beruflichen Kontext

  • die Suche nach einem Sinn in der Arbeit

  • der Wunsch nach fortlaufender persönlicher Weiterentwicklung

  • das Streben nach immateriellen Gütern und Anreizen

  • einen zur Persönlichkeit und den eigenen Interessen passenden Beruf (Streben nach Work Life Balance)

  • eine geringere Bindung an einen Arbeitgeber

  • regelmäßiges Feedback zur eigenen Person

  • hohes Selbstbewusstsein

  • Wunsch nach Selbstverwirklichung und Spaß an der Arbeit

Betrachtet man diese Werte und Charakteristika, dann wird schnell klar, dass sich die Gewinnung von Auszubildenden dem anpassen muss!? Neue Wege und Instrumente sind gefordert.

Was sind geeignete Instrumente und Maßnahmen zur Ansprache der Gen Z?

Die Möglichkeiten, die durch die Digitalisierung entstehen, scheinen ein wahres Eldorado für Recruiter zu bieten. Jedoch gilt es, kritisch zu prüfen, welche Kosten und welcher Nutzen mit diesen Maßnahmen verbunden sind. Vor allem aber inwiefern diese in das eigene Konzept passen und tatsächlich von der Zielgruppe gewünscht werden. Tasächlich ergaben einige Studien der vergangenen Jahre, dass auch von der Gen Z eher klassische Methoden der Ansprache bevorzugt werden. Jedoch kann auch festgehalten werden, dass das Internet die Informationsquelle Nr. 1 ist.

Hier haben wir einige neue bzw. neuere Maßnahmen aufgeführt:

  • Nutzung von Influencern mit großer Glaubwürdigkeit bei der Zielgruppe

  • Chatbots zur Information über Ausbildungsstellen

  • Einsatz von Messenger-Diensten

  • One-Klick-Bewerbung

  • Online-Zuschaltung aus dem Unternehmen in Veranstaltungen an Schulen

  • Blogs oder Vlogs, die möglichst durch die eigenen AZUBIS gestaltet werden

  • Online-Fragestunden oder Online-Interviews

  • Mobilfähige Webseite (responsives Design)

  • Gamification

Buchtipps der PERWISS-Redaktion zu Ausbildungsmarketing

„Generation Z – Begeistern und Binden: Strategien zur Talentgewinnung – Ausbildungsmarketing und -entwicklung“

Anhand konkreter Praxisbeispiele beschreibt Felix Behm in „Generation Z – Begeistern und Binden: Strategien zur Talentgewinnung – Ausbildungsmarketing und -entwicklung“ (2021), wie man qualifizierte Nachwuchsführungskräftesicherung betreibt. Neben der Gewinnung von Auszubildenden wird deren Entwicklung ins Auge genommen. Hierfür wird auf Interviews mit Vertretern der Generation Z sowie Top-Ausbildungsunternehmen geschaut, um Handlungsempfehlungen abzuleiten. Abgerundet wird das Werk durch Vertiefungsaufgaben, um die vermittelten Inhalte zu adaptieren.

ISBN-13: 978-3753175775

„Erfolgreich ausbilden im digitalen Zeitalter"

Schlagwörter wie Industrie 4.0 oder auch New Work sind mittlerweile etablierte Begriffe. In Zeiten der Digitalisierung, Akademisierung und des Fachkräftemangels schreibt Claudia Schmitz in „Erfolgreich ausbilden im digitalen Zeitalter: So finden und entwickeln Sie die Mitarbeiter der Zukunft“ (2020) über Ausbildung 4.0 und Herausforderungen für die duale Berufsausbildung. Das Buch unterstützt Unternehmen jeglicher Größe, egal ob KMU oder DAX-Konzern, bei den zentralen Bereichen der Ausbildung: Ausbildungsmarketing, -planung, -betreuung und auch die Gestaltung der Ausbildungsinhalte werden thematisiert.

ISBN-13: 978-3967390056

„So geht Ausbildung heute: Das Praxishandbuch"

Gerichtet an Ausbildungsverantwortliche in kleinen und mittelständischen Unternehmen hat Daniela Gieseler „So geht Ausbildung heute: Das Praxishandbuch für Ausbilder in kleinen und mittelständischen Unternehmen“ (2020) geschrieben. Es wird in Alltagssprache beschrieben, was gute Ausbildung ausmacht, angefangen mit dem Ausbildungsmarketing über die Auswahl von Auszubildenden, Gesprächsführung und Lehrmethoden. Untermauert werden die Inhalte durch Praxistipps. Ebenfalls werden Vorlagen, Checklisten sowie weitere Bonusmaterialen im Buch geliefert.

ISBN-13: 978-3958632851

„Generation Z für Personaler und Führungskräfte: Ergebnisse der Generation-Thinking-Studie“

„Generation Z für Personaler und Führungskräfte: Ergebnisse der Generation-Thinking-Studie“ (2019) bringt die Denkweisen und beruflichen Belange der Generation Z (gebürtig ab 1995) Personalverantwortlichen näher. Die auch „Digital Natives“ genannte Personengruppe befindet sich somit ihrem Alter entsprechend aktuell im Einstieg in das Berufsleben. Wie Recruiter junge Menschen für eine Ausbildung ansprechen oder Young Professionals für ein Arbeitsverhältnis begeistern können, macht Autor Rüdiger Maas auf Basis der Generation-Thinking-Studie deutlich. Neben dem Aufbau einer attraktiven Employer Brand wird auch darauf eingegangen, wie man das Leistungspotenzial der Generation Z optimal nutzen kann.

ISBN-13: 978-3446462243

„Die Generation Z erfolgreich gewinnen, führen, binden“

Wie man junge Menschen der Generation Z für sein Unternehmen gewinnt und bindet, beschreiben Wolfgang Kring und Klaus Hurrelmann in „Die Generation Z erfolgreich gewinnen, führen, binden“ (2019). Auf Basis von Good Practice-Beispielen werden Merkmale für Erfolgskriterien im Recruiting der Generation Z aufgezeigt und konkrete Handlungsmöglichkeiten vorgeschlagen. Weiterhin sind Mitarbeiterführung und -bindung Themen, welche bezogen auf die Generation Z erläutert werden. Damit stellen die Autoren eine gute Basis für Personalverantwortliche und Ausbildende, welche näher auf die Erwartungshaltung und Ansprüche der jungen Generation eingehen möchten.

ISBN-13: 978-3470004419

„Azubi-Recruiting im "War for Talents““

Die Autorin Jessica Veith richtet sich mit dem Buch Azubi-Recruiting im "War for Talents“ (2017) vorwiegend an mittelständische Unternehmen und geht auf deren Herausforderung der Nachwuchssicherung ein. Die Autorin bezieht sich ihrem Werk auf eine vorliegende Studie und setzt bei der Analyse der Probleme bei Stellenbesetzungen an. Mit Hilfe einer Trendanalyse werden den Lesenden Instrumente für den Recruiting-Prozess vermittelt. Die Autorin hat dabei stets die Mittel und Bedürfnisse mittelständischer Unternehmen im Blick.

ISBN-13: 978-3961465224